Schwere Turbulenzen und „Italienische Gardinen“
Hallöchen, ich melde mich zurück vom Serristori Flugplatz in der schönen Toskana! Danke an alle die in letzten Wochen mit uns gemeinsam geflogen sind, wenn auch auf der Leinwand. Aber wenigstens war es da schön kuschelig warm!
Liebe Leute, gleich der erste Flugtag lässt meine Knie immer noch schlottern und das nicht nur wegen der Kälte!
Es ist Dienstag, der 11.12.2018. Ein optimaler Flugtag. Klarer Himmel, kein Niederschlag, kein Wind, ein bisschen kalt bei 3 Grad am Boden. Doch dieser Dienstag ist wie verhext. Zuerst muss die durchgebrochene Metallaufhängung / -befestigung für den Motor ausgetauscht und jede Verbindung und Schraube nochmals genau überprüft werden. Das verzögert unseren Abflug von 8.00 Uhr auf 14.15. Uhr. Aber kein Problem, das Wetter hält!
Dann werden auf der Startpiste vom Serristori Flugplatz Autotestfahrten mit Audi und Porsche durchgeführt, d.h. die Landebahn ist für den Flugverkehr gesperrt. Aber kein Problem, denn der Flughafen Serristori hat ja noch eine lange, parallel verlaufende Graspiste. Beim Abflug brausen wir mit dem Porsche um die Wette. Es ist sehr kalt hier oben aber ich genieße die Ausblicke auf die Toskanischen Hügel mit den eingebetteten mittelalterlichen Döfern und von weitem nähern sich schon das ligurische Meer und die Seealpen.
Im Funk geht es hoch her, denn wir überfliegen einige Kontrollzonen. Rom gibt uns an Florenz, Florenz an Pisa und Pisa an Massa weiter. Nach Einbau der neuen Mikrofone durch Flycom und der neuen Atenne funktioniert unser Funk nun glasklar.
Ein ganz normaler Flug bis…, ja bis wir auf der Höhe von Viareggio den Strand und rechts von uns die majestätischen Seealpen erreichen. Gleich die ersten Turbulenzen reichen aus, das ich von ganz alleine die Kamera in der Tasche verschwinden lasse. Rechts, lins, hoch und runter – solche Turbulenzen hatten wir noch nie in unseren über 6 Flugjahren. Am liebsten möchte ich mich am Sitz festkrallen. Aber ich muß ja die Tasche festhalten. Ich denke daran was mir mal ein Trikepilot gesagt hat: „Doreen, du musst in solchen Situationen einfach locker bleiben. Das Ding hält das aus!“
Andreas kämpft sich weiter voran. Versucht weiter hinaus über das Meer zu fliegen. Aber es hilft nichts. Wir sacken einige Meter nach unten. Dann erfasst uns eine enorm starke seitliche Böe und Andreas muß mit aller Kraft Gegenlenken. Wir verlieren immer mehr an Höhe, so als ob der Boden uns ansaugt. Der Flughafen von Massa ist in Sichtweite. Gerade denke ich noch „unlandbar“, völlig unmöglich hier heil runter zu kommen. Da gibt Andreas Vollgas und wir kehren um.
„N217TG starke Turbulenzen, ich kehre um und lande in Lucca!“ Tower Pisa: „N217TG Lucca ist geschlossen!“ Davon stand nichts in den Flughafenregularien / Notem. Nun nach einigem hin und her, wir wollten eigentlich nur sicher runter, erhalten wir vom Tower die Erlaubnis in Pisa zu landen. Die Genehmigung von der ENAC hierfür haben wir. Pisa ist ein Militärflughafen. Noch nie ist ein Fluggerät wie wir hier gelandet. Wir werden als absolute Bedrohung eingestuft (Alarmstufe rot) und nicht bei Civil Aviation sondern einsam auf dem Militärvorfeld geparkt. Ehe wir noch so richtig wissen was nun geschieht, sind wir umringt von uniformierten Personen. Soldaten, Carabinieri, Zoll, Luftwaffe, ENAC keine Ahnung wer die alle sind. „Werden wir jetzt verhaftet?“, frage ich Andreas. Nachdem Flug bin ich immer noch kreideweiß und es ist mir eigentlich egal was nun passiert – Hauptsache heil unten!
Aber Ende gut, alles gut! Nach ein paar Formalitäten (u.a. wurden meine Kamera SD-Karten eingesammelt) dürfen wir den Militärstützpunkt am nächsten Morgen in Richtung Valdera verlassen und verschwörerisch sind wir uns alle einig: Nein, in Pisa da sind wir nie gelandet!
Eure Trike Globetrotter
Doreen