PUERTO RICO – INSPEKTION OHNE ENDE
„3 Tage dann sollte die Inspektion am Trike erledigt sein“, so Andreas sein optimistischer Plan. „1 Woche“, lautete meine eher realistische Prognose. Nun sind 3 Wochen vergangen und kein Ende ist in Sicht. Täglich fahren wir 1,5 Stunden von Manati nach Humacao zum Flughafen und das bei diesem selbstmörderischen Autoverkehr hier. In Puerto Rico gibt es zum Teil 8 spurige Autobahnen und die langsamsten Fahrer fahren natürlich ganz links. Die schnelleren überholen somit rechts. Manchmal kommen Sie auch von beiden Seiten und treffen sich unmittelbar kurz vor dir auf deiner Spur. Du brauchst einen Dauerrundumblick und Höchstkonzentration was ziemlich anstrengend ist. Einen Blinker benutzt man hier nicht. Dafür ist das Fernlicht am Abend permanent eingeschaltet oder man hat eben gar kein Licht. Auch tauchen wie aus dem Nichts vor einem schon mal dunkle Reiter oder Fahrradfahrer oder aber auch Fußgänger auf. Das IPhone wird auf gar keinen Fall aus der Hand gelegt, da fährt man eben mal ein bisschen Schlingel – Schlangel. Oh Mann, wie sicher ist es doch in der Luft.
Hurricane Erika
Nachdem Hurricane Danny und Erika an Puerto Rico vorbeigeschrammt sind, gönnen wir uns zu meinem Geburtstag eine kleine Auszeit. Nach einem Besuch der Bacardi Fabrik folgen wir 2 Tage lang der Ruta Panoramica. Diese Straße ist 200 km lang und führt in hunderten von Serpentinen über den Gebirgskamm Puerto Ricos. Früher wurde hier vor allem Kaffee angebaut und das Klima ist kühler und angenehmer. Wir verbringen die erste Nacht im Hause von Arturo Castro und seiner Frau Magdalena in Barranquitas. Noch dämmert uns bei dem Namen Castro nichts, als Arturo dann aber erzählt, dass er gebürtiger Kubaner ist fragen wir genauer nach. Castro? Zufall oder nicht? Arturo erzählt uns seine Geschichte und nun wissen wir das er tatsächlich ein Familienmitglied von Fidel und Raul Castro, den kubanischen Präsidenten ist. Arturo selber hat allerdings weniger mit Politik sondern mehr mit der Musik zu tun. Er ist ein bekannter Pianist ebenso wie seine Frau Magdalena.
Wahrzeichen San Juans – Wachturm Castillo San Christobal
Heute macht Andreas das Frühstück, denn heute ist mein Geburtstag. Zum Geburtstag darf natürlich ein richtiger Kuchen nicht fehlen. Das bereitet Andreas etwas morgendlichen Stress. 1 Stunde lang bleibt er auf der Suche nach dem schönsten Kuchen Puerto Ricos verschollen. 3 verschiedene Bäckereien fährt er an und das Ergebnis ist, das ich nun 3 Geburtstagskuchen habe. Einen Cupcake, eine Rührkuchen mit weißer Zuckerglasur und bunten Liebesperlen oben drauf und eine Schokoladentorte mit Erdbeeren und der Aufschrift Feliz Cumpleanos Doreen. „Die Kuchen wurden von Bäckerei zu Bäckerei immer besser“, sagt Andreas und Magdalena und Arturo müssen uns helfen diese aufzuessen.
Der Schönste meiner 3 Geburtstagskuchen
Die zweite Nacht verbringen wir in dem sehr schönen Kolonialstädtchen San German. Für mich eines der charmantesten Örtchen hier wobei die Altstadt von San Juan, der Hauptstadt – eine Metropole größer als Berlin, auch wirklich sehenswert ist.
Nach diesen zwei Tagen haben wir neue Energie und wollen nun endlich die Arbeiten am Trike beenden. Die Motorendurchsicht und der Check sind immerhin erledigt, ebenso wie der Auf- und Abbau des Segels. Das Kollisionswarngerät ist eingebaut, aber noch nicht getestet. Fehlt noch der UV Schutzanstrich am Segel, die Reparatur der Wing Tipps, das Cover, einige kleine offene Nahtstellen am Segel müssen genäht werden und noch so ein paar kleinere Dinge. Andreas fällt auch jeden Tag noch etwas Neues ein. So hilfsbereit und großherzig die Leute hier auch sind, ist es trotzdem schwierig mit Ihnen zu arbeiten. Seit Wochen warten wir auf den Maler. Erst heißt es: “ Ich komme nach 8.00 Uhr. Also fahren wir 5.00 Uhr morgens in Manati los um pünktlich 8.00 Uhr am Flughafen zu sein. Kein Maler. Kein Anruf. Keine Nachricht. 9.30 Uhr fragen wir nach. „Ja, ich muß erst noch etwas in der Marina erledigen. 12.00 Uhr bin ich da.“ 12.00 Uhr ist natürlich erst einmal Mittagessen, daß wird hier sehr genau eingehalten. Also kein Maler, kein Anruf, keine Nachricht. 13.00 Uhr fragen wir nach. 17.00 Uhr ist er definitiv da, er muß erst noch zum Boot. Wir warten bis 17.00 Uhr. Kein Maler, kein Anruf, keine Nachricht. Nun ist unsere Geduld am Ende. Wir versuchen den Maler zu erreichen. Er geht nicht ans Telefon. Wir versuchen es im Minutentakt, senden Nachrichten. Nichts, kein Maler, keine Nachricht, kein Rückruf. 21.00 Uhr erhalten wir ein Kurznachricht, daß er heute nicht mehr kommt. Von 5.00 Uhr bis 23.00 Uhr sind wir nun auf den Beinen ohne auch nur etwas erledigt zu haben. 1 ganzer Tag voller Warten. „Schnuddelbacke mir reichts! Jetzt machen wir das alles alleine!“
Platzregen am Flughafen – Niemals würde Andreas da losfliegen, aber heute…..
Die nächsten Tage poliere ich das Segel mit dem UV Schutzmittel. Das ist eine sehr schweißtreibende Angelegenheit. Hier im Hangar ist es wie in einer Sauna. Sobald du auch nur den kleinen Finger bewegst laufen dir Schweißbäche den Rücken hinunter und tropfen Dir von der Nase. Ich sehe das ganze sportlich. Immer wieder lösen sich noch Farbreste des alten Schutzauftrages, das Meiste hatte ich schon mit meinen bloßen Fingernägeln abgekratzt, so das ich 3 Tage am polieren bin. Andreas repariert die Wingtipps, nähen tun wir dann gemeinsam. Am Samstagabend sind wir mit allem fertig. Auch Jose, der Schneider, hat eine Nachtschicht eingelegt und bringt uns das neue Cover vorbei.
Kein Regen hält Andreas heute auf
„Mittwoch sieht das Wetter hervorragend aus“, sagt Andreas. EAPIS ist erledigt. In der Dominikanischen Republik wissen alle Bescheid, das wir kommen und man erwartet uns mit Fernsehen, Presse und hochrangigen Persönlichkeiten. Das Haus das uns Jimmy der Mechaniker kostenfrei zu Verfügung gestellt hat ist gewienert, die Taschen sind gepackt. 4.00 Uhr morgens fahren wir nun zum letzten Mal die Strecke von Manati nach Humacao zum Flughafen um den Testflug zu machen. Es regnet bereits stark in einiger Entfernung und dicke Wolken hängen über dem Flughafen. Normalerweise würde Andreas bei dem Wetter niemals starten, aber heute ist er nicht zu bremsen.
In den Wolken ……so winzig wie eine Fliege
Als er wieder landet zeigt der Daumen nach unten. „Was ist denn los?“, will ich wissen. Er brubbelt etwas vor sich hin. 2. Startversuch. Nach nur wenigen Metern bricht der Funkkontakt völlig ab. Mist, irgendetwas stimmt nicht mit dem Funk und ohne Funk können wir nicht in die Dominikanische Republik weiterfliegen. Der Entstörer hat ein Loch. Es dauert weitere 2 Tage bis wir ein neues Teil bekommen, aber leider ist dies nicht die Fehlerquelle. So bleibt uns nichts übrig als zu warten und den Abflug zu verschieben.
Dauerwarteschleife……
Sonnabend ab 9.00 Uhr kommt Walter, Walter und Taky, der Trikefliegende Chiuahua im rosa Kleidchen.
Eure Trike Globetrotter
Doreen