Trike Globetrotter

PARAGUAY – FEUERTAUFE, SOJA UND DEUTSCHE LANDSMAENNER!

Auf nach Paraguay! Take off mit den ersten Sonnenstrahlen in Posadas.

Von Concordia ueber Curazu und Posadas (Argentinien) fliegen wir  bis nach Ciudad el Este  in Paraguay, dem 15 Land auf unserer Welttour, und landen vor der TAM auf dem Guarani International Airport. Hier in Paraguay wollen wir unserem Regenwaldaufforstungsprojekt  einen Besuch abstatten. Allerdings sind fuer die naechsten Tage heftige Gewitterstuerme im Anmarsch und es ist nicht sicher ob wir ueberhaupt in Richtung Colonia Independencia fliegen koennen. Es gibt dort keinen Hangar und nur eine provisorisch vorbereitete Piste, die bei starken Regenfaellen wortwoertlich im handumdrehen davon gespuelt wird.

Weite Wiesen und Felder. Hauptanbauprodukt ist Soja.

Doch zunaechst muessen wir uns um die Einreiseformalitaeten kuemmern. Der Empfang ist auch hier sehr herzlich, niemand hat anscheinend das El Capital gelesen und ruck zuck haben wir unsere Stempel. Wir machen Gunther gerade bei den Feuerwehrleuten  wetterfest, als gelbe Panzerwagen auf das Vorfeld rollen. Ich zaehle 1,2,..5,…15 – das nimmt kein Ende. Eine kleine Chessna steht dort auf dem Vorfeld und ich kann es nicht richtig erkennen, irgendetwas wird dort verladen. Gold, Diamanten, …? Ich staune nicht schlecht, was alles in die kleine Maschine passt. Mit dieser Fracht ist das ein millionenschwerer Goldvogel. Doch dann werde ich abgelenkt. Was ist denn da drueben bei den Feuerwehrleuten los? Ein junger Flugschueler wird zuerst mit Wasserfontaenen aus den Feuerwehrautos bespritzt. Wie ein begossener Pudel steht er da. Aber damit nicht genug, seine eigenen Pilotenkollegen schuetten ihm dickes, triefendes, schwarzes Motorenoel ueber den Kopf , einer nach dem anderen. Das pechschwarze Oel tropft von ihm herab und er steht da wie die Pechmarie aus Frau Holle. Dann kommen wieder die Wasserfontaenen zum Einsatz. Eine echte Feuertaufe! Nikolas, der Flugschueler hat heute seinen ersten Soloflug absolviert und das soll nun Glueck bringen. „Ja und heute Abend feiern wir bei einem zuenftigen Asado auf seine Rechnung und  Ihr seid herzlich eingeladen“, ruft uns sein Fluglehrer zu.

Nach einigen Tablas und noch mehr geleerten Biersaeulen ist Marios, der kleine dicke schon etwas in die Jahre gekommene Flugleher, nicht mehr zu stoppen. Zuerst schwaermt er von seinem herrlichen Land, aber noch mehr schwaermt er von den wunderschoenen Frauen hier. Seine aktuelle Freundin ist 30 Jahre juenger als er. „In Paraguay gibt es so vieeel mehr Frauen als Maenner, auf 10 Frauen kommt ein Mann – ich liebe dieses Paradies!“ und mein Kapitaen? Der spitzt die Ohren.

Ein richtig zuenftiges, paraguayisches Asado gibt es am naechsten Abend mit viel Johnny Walker und eine Huehnersuppe, im grossen Kessel ueber dem offenen Feuer zubereitet, am naechsten Morgen, lecker! Nur der Typ der uns mindestens 99 mal ins Haus seiner Eltern zu einem gegrillten Amarillo (Guerteltier) eingeladen hat, hat das wohl nach dem 10 Glas Johnny Walker nun doch vergessen. Aber wir sind ohnehin genudelt und haben nun etwas Zeit um die Stadt zu erkunden.

Paraguay – Rote Erde und Soja!

Ciudad el Este ist fuer mich eine der haesslichsten Staedte die ich je gesehen habe. Das Zentrum ist ein riesengrosser Shoppingmoloch. Nobelkaufhaeuser eingekeilt zwischen schmutzigen Strassenstaenden. Uberteuerte Taxis, millionen „fliegender Strassenhaendler“, Penner und eine Armada an Sicherheitskraeften und Polizei mit schwerer MP. Pures Chaos. Verstopfte Strassen und Gassen und meterhohe Muellberge. Ich fuehle mich hier sehr unwohl, halte meine Hosentaschen zu und fluechte ins erstbeste Kaufhaus, das Mona Lisa. Hier ist etwas Zivilisation, ich atme durch und staune nicht schlecht. Hier gibt es bekannte Markenartikel und vor allem Parfuem und Kosmetikartikel sowie erlesene Weine alles vom allerfeinsten und zu Superschnaeppchenpreisen. Beispielsweise kostet hier mein Lieblingsparfuem, auf das ich nun schon zwei Jahre verzichte, 22 USD statt 65 Euro. Ich neble mich mit einer dicken Probewolke ein. Wie in Trance wandeln wir durch diese Glitzerwelt. Laufen die Rolltreppen empor und wundern uns nicht das diese nicht mehr funktionieren, wundern uns auch nicht das ausser uns nur noch Sicherheitskraefte und 1-2 Verkaeufer im Geschaeft sind. Wir erreichen das oberste Stockwerk, den Restaurantbereich und hier werden wir jaeh von einem schwarzbekleideten Sicherheitsmann gestoppt. Wir moechten ihm doch bitte hinunter folgen und das Kaufhaus verlassen. „Wieso dass, ich bin doch noch gar nicht fertig mit gucken!“ Elegant und dezent weisst uns der Mann in schwarz darauf hin, das das Kaufhaus bereits seit einer halben Stunde geschlossen ist. Aber es ist doch erst 16.30 Uhr? Als ich an dem schwerbewaffeneten Wachmann hinaus auf die Strasse trete, traue ich meinen Augen nicht. Alle Strassenstaende sind verschwunden, alle Geschaefte geschlossen, geblieben sind die Berge voll Muell und unheimliche Gestalten. Mit dem Dunkelwerden werden die Buergersteige hochgeklappt und alle fluechten aus dieser Zone. „Schatz, komm wir sollten hier lieber auch schnell verschwinden!“

Fliegen oder nicht fliegen, das ist wieder einmal die Frage aller Fragen. Die Gewitterwolken haben das Gebiet um Colonia erreicht, die Piste ist sicherlich unbenutzbar und das Risiko festzusitzen und nicht rechtzeitig in Brasilien zu sein viel zu hoch. Totzdem wollen wir einen besseren Eindruck von Paraguay bekommen. Immerhin sind fast 120.000 Deutsche hierher ausgewandert und jaehrlich werden es mehr. So auch Peter (Ultraleichtpilot) mit seiner Familie. Sie leben in der deutschsprachigen Kolonie Independencia mit 5600 Einwohnern. Das Gebiet liegt rund 180 km östlich von der Hauptstadt Asuncion und wurde 1919 durch Winzer aus Baden gegruendet. Wein finden wir hier allerdings nicht mehr. Dafuer gibt es im zuenftigen Wirtshaus mit antiker Kegelbahn ein ordentliches Weissbier, Kartoffelsuppe mit Frankfurter Wuerstchen, Rinderleber Berliner Art und vieles mehr. Es gibt einen deutschen Baecker, Fleischer, Friseur, Hotel, Zahnarzt, Schule – einfach alles. Eine deutsche Enklave in einer fremden Welt. Doch nach ein paar Tagen der herzlichen Gastfreundschaft muessen wir weiter. Brasilien und die WM ruft und der Flug ueber die Iguazu Wasserfaelle.

Eure Trike Globetrotter

Doreen

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