Trike Globetrotter

Ostern (Karwoche) in Saragossa (Zaragoza)

Prozession vor der Basilika del Pilar

„Schnuddelbacke, lass uns Ostern in Zaragoza verbringen!“, schlägt Andreas voller Vorfreude vor. „Zaragoza!?“, meine Vorfreude hält sich doch eher in Grenzen. Insgeheim denke ich, wieso will er mich von der herrlichen Costa Brava in die 5 größte Stadt Spaniens, noch dazu in der trockenen Einöde auf dem Hochplateau gelegen, verschleppen!? Was bitte soll ich dort!? „Schnuddelbacke, du wirst das ganz authentische Spanien kennenlernen. Das hast du dir doch gewünscht!“

Ich liebe Tapas!

Im Norden Spaniens erhebt sich, am Ufer des Ebro gelegen, die unsterbliche Stadt Zaragoza, die Hauptstadt der Region Aragón. Eine gastfreundliche und dynamische Metropole deren 2000 Jahre alte Geschichte von Römern, Mauren, Juden und Christen geprägt wurde. Neben dem beeindruckenden historischen Erbe wie Basiliken, Kathedralen, Palästen, Tempeln uvm. wurden in Zaragoza die Tapas erfunden. Der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt ob mit katalanischem Käse und scharfer Fruchtkonfitüre, Blutwurst und karamellisierten Zwiebeln, Meeresfrüchten, Camenbert und scharfen Chorizo Würstchen, Artisschocken in Iberico Schinken umwickelt ……, diesen leckeren Häppchen kann man einfach nicht widerstehen. Dazu ein kühles Bier oder einen hervorragendes Glas Wein für 1,50 Euro. Im historischen Stadtkern in El Tubo, reiht sich eine Tapas Bar an die nächste, hier geht es recht lebhaft zu und braucht etwas Übung um an die Bar und die ersehnten Tapas zu gelangen.

Ihr merkt schon, die Stadt hat mich mit ihrem Charme für sich eingenommen und daran sind nicht nur die Tapas Schuld! Hier erlebt man wirklich das spanische Spanien und der Geldbeutel wird auch sehr geschont. Besonders fasziniert mich allerdings die sogenannte Karwoche – Semana Santa, was soviel heißt wie Leiden mit Jesus. In der heiligen Woche „Semana Santa“, die von Palmsonntag bis Ostersonntag andauert, wird in unendlich vielen Prozessionen der Leidensgeschichte Christi und seines Todes gedacht. 16.000 Menschen aus 24 verschiedenen Bruderschaften und mit über 4000 Trommeln nehmen daran Teil. Und das müsst ihr euch so vorstellen:

Büßer

Die Atmosphäre ist voller Spannung, die Luft knistert förmlich, Weihrauch liegt in der Luft und dann endlich öffnen sich langsam, quietschend die Türen der Kirche Santa Isabel. Büßer gekleidet in lange grüne, schwarze, lila, braune, gelbe … Tuniken (je nach Bruderschaft) mit spitzen Hauben treten heraus. Das einzige was man von den Büßern unter ihrer Kleidung sehen kann, sind ihre Augen. Augen die ernst oder traurig blicken. Die Büßer haben ihre Gesichter mit Spitzhauben bedeckt um anonym zu bleiben, denn lange Zeit war es ihnen verboten Buße abzulegen, aber auch um in ihrer Erinnerung an Christi nicht abgelenkt zu werden. Viele Menschen nutzen die Prozession um inne zu halten, über das vergangene Jahr nachzudenken und sich selbst wieder näher zu kommen.

Die schwarz gekleideten Frauen

Eine Dornenkrone wird auf einem Kissen getragen. Danach folgt eine Paso, eine mannshohe, schwere, antike, heilige Figur die von zwölf Männern in schaukelndem Gang getragen wird. Anschließend folgen die schwarz gekleideten Frauen, der Cofradia Congregación de Esclavas de Mariá Santísima de los Dolores. Die stolzen Spanierinnen sehen mit ihren schwarzen Mantillen aus spinnenwebfeinen Spitzen und den hohe Schildpattkämmen im schwarzen Haar sehr anmutend aus.

Trommeln und Pauken werden mit aller Wucht geschlagen. Dann Ruhe. Zuschauer und Prozessionsteilnehmer beten gemeinsam in einer kurzen Andacht vor der Kirche. Dann setzt sich die Prozession wieder in Bewegung.

Die ganze Stadt vibriert so hart werden die Trommeln geschlagen. Tag und Nacht, die ganze Woche lang, hören wir diese fast wütenden, kraftvollen, ohrenbetäubenden Trommelrhythmen die die Prozessionen begleiten und so anmuten als ob sich die Büßer alles Leid, Qualen und Trauer von der Seele trommeln. Manche schlagen so hart zu, dass die Hände bluten. Das Ganze wird auch „Das Brechen der Uhr“ oder „Das Zerschlagen der Stunde“ genannt. Der ohrenbetäubende Lärm soll an den Donner, der nach dem Tod von Jesus Christus ertönte, erinnern.

Die Tore der Kirche Santa Isabel öffnen sich

Der Höhepunkt ist der Karfreitag mit der Prozession der heiligen Grablegung. Die verschiedenen Bruderschaften ziehen aus ihren Stammhäusern aus um an der einzigen gemeinsamen Prozession teilzunehmen. Der Schlussakt jeden Zuges (die sogenannte Recogida) sind sehr emotionsgeladen.

Also mein Fazit: Zaragoza ist eine Reise wert und zur Karwoche ist der Besuch ein ganz besonderes Erlebnis , auch wenn man sonst kein gläubiger Kirchengänger ist. Aber nun konzentrieren wir uns auf das nächste Flugziel, nämlich Avinyonet in der Nähe von Barcelona!

Eure Flieger

Doreen

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