Trike Globetrotter

GRENADA – DIE GEWÜRZINSEL „FESSELT“ UNS!

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Guckt mal hier, es bläst und bläst und bläst (Video hier anklicken) trim.7EF82B48-D076-4BA3-9E91-4A09A487E1B3

Regen oder Wind. Wind oder Regen. Das ist wie Pest oder Cholera. Und dann der Spruch vom Meterologen: „Normalerweise haben wir in der Trockenzeit blauen Himmel und so gut wie nie Regenwolken!“ Ja klar, wir sind ja auch hier, die Trike Globetrotter, die Schlechtwettergarantie. Wie stellte bereits unser Pilotenfreund Wil aus Brasilien fest: „Das ist nicht El Nino der zur Klimakatastrophe führt, nein, das sind die Trike Globetrotter.“ Aber Ihr habt ja völlig Recht, was gibt es denn da zu jammern? Schließlich sitzen wir hier nicht in Puerto Montt in Chile fest, sondern sind im karibischen Paradies. Die Insel Grenada – die auch als Gewürzinsel bezeichnet wird, hat viel zu bieten. Einst Französische Kolonie, dann Britische Kolonie, hat Grenada auch die amerikanische  Invasion 1983 unter Ronald Regean überstanden und ist heute unabhängig. Nehmen wir euch doch lieber mit auf eine Rundtour über diese hügelig tiefgrüne und in allen Farbtönen blühende, exotische Insel mit Ihren liebenswerten Bewohnern.Unsere Hütte. Hoffentlich müssen wir hier keine Wurzeln schlagen.

Unsere Hütte. Hoffentlich müssen wir hier keine Wurzeln schlagen.

Unseren kleinen Mosquito, Gunther, tauschen wir gegen einen lilafarbenen Schrotti ein, alle paar Kilometer müssen wir Luft aufpumpen, aber ansonsten rollt die Kiste. Vom Flughafen aus halten wir uns links, fahren am legendären Grand Anse Strand, ein karibischer Strand wie aus dem Bilderbuch, entlang. 4km lang, weißer feiner Sand, glasklares türkisblaues Wasser, hier und da ein schattenspendender Baum und wenig Leute. Hier in diesem Gebiet befinden sich vor allem die grossen Ferienresorts. An den kleinen rosa, hellblau und lilafarbenen Holzhütten stoppen wir und genehmigen uns einen Cocktail. „Einen Cuba Libre für mich“ ruft Andreas dem Rastamann hinter dem Tresen zu. „Ne, für mich ist der vielzu stark“, der einheimische Rum hat hier 85 %, die Grenze zwischen Methanol und Ethanol ist damit verschwindend klein. „Ich probiere lieber einen Mojito, der wird mit Lightrum, also Rum wie wir den kennen, gemacht.“So farbenprächtig blüht die Insel.

So farbenprächtig blüht die Insel.

Beschwingt fahren wir an der Lagune entlang, vorbei an der Carenage in der Inselhauptstadt Saint George und  weiter die Westküste entlang in Richtung Gouyave. Je weiter wir Saint George hinter uns lassen, um so ursprünglicher und uriger wird alles.  Grenada ist der weltweit zweitgrößte Produzent von Muskatnuss nach Indonesien und das ist doch einen Besuch in der Muskatnussfabrik wert. Mit Schildern ist das hier nicht so doll, ich habe auch noch kein einziges Geschwindigkeitsbegrenzungsschild gesehen, und so verrenke ich mir den Hals nach rechts und links als wir durch den Fischerort Gouyave tuckern. „Nicht so schnell“, motze ich meinen Kapitän an, „ich kann gar nichts sehen“. Irgendwo hier muss doch diese verflixte Fabrik sein!“, brubbele ich vor mich hin. „Dort, da drüben, da sind 20 Touristen, da muss es sein!“ „Gut gesehen“, ich bin zufrieden mit meinem Kapi.Fischer in Gouyave am Abend beim Einholen Ihrer Netze

Fischer in Gouyave am Abend beim Einholen Ihrer Netze

Muskatduft liegt in der Luft. Josi, eine Nachfahrin einstiger westafrikanischer Sklaven, erklärt uns: „Wenn die gelbe Frucht, (für mich sieht die ein bisschen aus wie ein Apfel) reif ist fällt Sie vom Baum und öffnet sich. Darin steckt die braune Nuss, die von einem roten Gewebe, wie ein Gitternetz überzogen ist. (Daraus wird auch sehr schöner Schmuck gemacht). Das rote Gewebe wird entfernt und für Cremes, Medizin und Kosmetikartikel verwendet. Die Nuss muss nun ca. 3 Wochen trocknen und wird dazu in großen Holzstiegen gelagert.“ Das ganze Gebäude ist ein großer Speicher voll mit diesen Muskatnusstiegen. „Die beste Qualität haben die Nüsse, die schön dunkelbraun glänzen.“ Schwupps. „Was mach du denn da?“ Andreas steckt sich eine von den besonders schön glänzenden Dingern in die Hosentasche. „Mein Glücksbringer“. „Na mein lieber, lass das bloß nicht Josi sehen, da kannst du Dir eine Pfeife anbrennen.“ „Da drüben“, Josi zeigt auf eine museumsreife alte Holzmaschiene, „da werden die Nüsse geschält und gleich nach unten transportiert, wo die Frauen die Nachlese machen. Die geschälten Nüsse kommen in ein Wasserbad und die die auf den Grund sinken sind ok. Danach nochmal drei Tage trocknen, dann verpacken wir die in Säcke und versenden diese weltweit. Muskat habe ich eigentlich selten beim kochen verwendet, eigentlich nur eine Prise für Kartoffelbrei. Aber Deutschland ist einer der größten Abnehmer für das Gewürz und in fast allen Maggiprodukten ist Muskatnuss zu finden. Hier in Grenada wird es zum Würzen sämtlicher Speisen benutzt, wobei man es gar nicht so intensiv herausschmeckt. Selbst in den Rumpunsch kommt Muskatnuss hinein. „Schatz guck doch mal dieser schöne Muskatnussschmuck“, versuche ich es noch einmal. „Kein Platz, komm weiter Schnuddelbacke, die Rumfabrik wartet.“Ingrid bereitet den Oil Down vor!

Ingrid bereitet den Oil Down vor!

Unser Schrotti rollt mit uns durch die Grünen Berge vorbei an Kakao- und Bananpflanzen, wildem Kaffee, pink, weiß und rosa blühenden Bougainvillea Pflanzen, an Kraterseen, Wasserfällen und heißen Quellen. Bordsteine, Strassenlaternen, Bäume, Zäune, Laternen,Kreisverkehre, Häuser alles ist in den Nationalfarben grün, gelb und rot gestrichen. Wimpelketten schmücken die kleinen Orte. Anfang Februar war hier der Unabhängigkeitstag und so wurde die ganze Insel einfach grün, rot, gelb angemalt.Topfgucker Andreas

Topfgucker Andreas

Wir erreichen den nördlichsten Punkt der Insel, Sauters. „Sauters“ ist aus dem Französischen und heisst „Springer“. Der letzte Carib Indianer sprang hier 1651 auf der Flucht vor den Franzosen von einer 40 Meter hohen Klippe in den Tod und so erhielt der Ort seinen Namen.

In Belmont Estate erfahren wir alles über den Kakao. Ähnlich wie bei der Muskatnuss werden die reifen, gelben Früchte geerntet, aus denen die kleinen Kakaobohnen dann herausgepult werden. Wir sehen den Prozess der Trocknung, Fermentierung und Verarbeitung, es dauert nur alles etwas länger als bei der Muskatnuss. „Nun will ich aber in die Rumfabrik“, drängelt Andreas. „Ja lass mich wenigstens noch meinen Kakao austrinken“ und schnell springe ich ins Auto. Kaum sitze ich tuckern wir weiter. „Dort vorne muss es sein, River Antoine – die älteste Rumfabrik Grenadas und der beliebteste Rum der Insel.“ Warum? Das werden wir wohl gleich beim Rundgang erfahren. Alles, die Gebäude, die Brennöfen, die Lagerbehälter ist wie vor 1000 Jahren. Alles wird noch mit der Hand gemacht und das, was da in diesen Bottichen blubbert und von Manneskraft mit einer langen Holzschaufel von Behälter zu Behälter geschippt wird, sieht weder hygienisch noch appetitlich aus. „Wir exportieren nicht,“ sagt Jose unser Guide. „Wir produzieren gerade soviel, das wir den Eigenbedarf auf der Insel abdecken und ausserdem hat unser Rum 85%, damit dürft Ihr den nicht im Flugzeug transportieren.“ Na, ob das stimmt ich bin skeptisch. Bei 85 % Alkohol dürften jedenfalls keine Bakterien o.ä. überleben, mal sehen ob ich das überlebe und auf Ex, so wie Jose uns das gezeigt hat, kippe ich mir den Rum hinter die Binde. Brennen im Mund, brennen im Hals, brennen im Bauch und in den Zehenspitzen. Kurzes schütteln. Augen auf, nein ich bin nicht blind. Mutig probiere ich nun den sogenannten Lightrum 65 %. Zack runter mit dem Zeug. Pfui Teufel schmeckt der furchtbar. Mir dreht sich der ganze Magen um. „Siehst du, weil du alles probieren musst“, sagt Andreas. Hat der denn gar kein Mitleid mit mir.Kakao

Kakao

Weiter geht es nun die wildromentische Ostküste entlang. Steil bergauf und bergab mit tollen Inselausblicken. „Langsam muss doch mal dieses Crochu kommen“, mein Kapitän ist müde. Da für die nächsten Tage kein Flugwetter in Sicht ist, haben wir uns in einer kleiner Holzhütte, mitten im grünen eingemietet. Zwei junge Mädchen kommen den Weg hinauf. „Hi, wo geht es hier zu Ingrids Haus?“ „Also Ihr müsst umkehren und bis zu dem Kokosnussbaum zurückfahren“. Wie, welcher Kokosnussbaum, hier gibt es hunderte, denke ich. Andreas fährt in die gezeigte Richtung. Da kommt Rettung eine junge Frau mit Ihrem Sohn an der Hand. „Ah, Ingrids Haus sucht Ihr. Dort vorne wo die schönen Blumen sind da müsst Ihr links abbiegen“. „Was, wie, die schönen Blumen. Ich sehe hier nichts als schöne Blumen“, ich kann mir meine Überraschung nicht verkneifen. Aber wir finden Ingrid und unser kleines Paradies, inmitten eines tropischen Gartens. Orchideen, Kakteen, Bougainvillea Pflanzen, Orangen-, Zitronen- und Crapfruitbäume, Ananas, Bananan, Kakao, Kokosnüsse, Sternfrucht, Brotfrucht……ein Schlaraffenland."Oil Down" Nationalgericht Grenadas

„Oil Down“ Nationalgericht Grenadas

Jeden Sonnabend kocht Ingrid das Nationalgericht Grenadas, einen „Oil Down“. „Erst kochen wir alle zusammen den Oil Down, dann trinken wir selbstgemachten Rumpunsch und dann gehen wir alle baden“, freut sich Ingrid. Man könnte auch kurz limen dazu sagen. Punkt 13.00 Uhr trommelt Ingrid uns zusammen. Andreas und Andy ihr geht Kokosnüsse pflücken. „Kommen die auch in den Oil Down“ frage ich neugierig. „Nein, die sind für den Rum“, sagt Ingrid und schüttelt mit dem Kopf. Während die Jungs also pflücken, machen wir Mädels uns mit stumpfen, grifflosen Messern an die Arbeit um die knackharte Brotfrucht, den Kürbis und die Süsskartoffeln zu schälen. Übrigens jeder der mithilft oder etwas beisteuert bekommt einen Teller ab, kostenlos. Deswegen nimmst du auch den grössten Topf den du finden kannst. Ingrids hat einen Durchmesser von einem Meter, damit kann man die ganze Insel verpflegen. Ganz unten in den Topf kommen die salzigen und marinierten, Schweineschwänze mit schön dicker Schwarte und die Hühnchenflügel rein. Doch bevor wir weiterkochen gibt es erst einmal eine Kokosnuss. Zack, geköpft. „Abtrinken“, fordert mich Ingrid energisch auf und ich gehorche. Plums stopft sie zwei Eiswürfel in die Kokosnuss, der Rest wird mit Rum aufgefüllt und noch ein Schuss Angostura und fertig ist der Cocktail.Andreas beim Dumplin rollen für den Oil Down

Andreas beim Dumplin rollen für den Oil Down

Über das Fleisch wird  die Brotfrucht, Kürbis, Süsskartoffeln, Calleloo und die Dumplins, dicke Teigröllchen geschichtet. Am Ende wird alles mit Kokosnussmilch aufgegossen, bis der Topf randvoll ist. Ingrids Mann holt seinen Vorkriegswilli aus dem Schuppen, Kokosnüsse, Riesensuppentopf, die Schüssel mit dem Dumplinteig, die vier Mädels, Ingrid und Doreen alle werden aufgeladen. „Vergesst den Rum nicht“, gut das Ingrid daran gedacht hat und wir rumpeln in Richtung Strand. Auf einmal gibt Thomas, Ingrids Mann, Vollgas. Ein grüner Leguan sitzt auf der Strasse. „Der kommt in unseren Topf“, ruft Ingrid voller Entzücken, aber „leider“ ist der Leguan schneller als wir. Nachdem das Lagerfeuer brennt, köchelt alles wunderbar vor sich hin. Zeit für die nächste Kokosnuss mit Rum. Gefährlich, denn sagte ich schon, dass  der Rum hier 85% hat. Ein paar Fischer haben eine Krabbe gefangen, zack auch die kommt in unseren Topf. Ingrid tut jedem einen ordentlichen Schlag auf den Teller, meiner sieht aus wie der Mount Everest, aber ich schaffe diesen Berg, denn es schmeckt soooooo gut.Brotfrucht

Brotfrucht

Nichts gegen den Oil Down, aber hoffentlich werden wir nicht mehr so Viele erleben, bis wir weiterfliegen können. Inzwischen haben wir hier Windstärken von bis zu 30 Knoten, was unfliegbar für uns ist. 2004 wurde Grenada im September von einem  Hurricane Stufe 3 und im Juli 2005 von einem Hurricane Stufe 1 mit 80 Knoten Wind (150 km pro Stunde) heimgesucht und 90 % der Insel wurden zerstört. Davon merkt man nichts mehr, aber das wollen wir auch nicht erleben. Für Mittwoch sagt die Wettervorhersage Windspitzen von 100Knoten voraus, das mussein Fehler sein!

Wir bleiben optimistisch hier in unserem kleinen Paradies.

Eure Trike Globetrotter

Doreen

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