GIGANTONOMIE – DER HOECHSTE BERG SUEDAMERIKAS, DER LAENGSTE POOL DER WELT UND DIE GROESSTE FLUGSCHOW CHILES!
Nach dem wir bereits eine der groessten Minen Chiles ueberflogen haben, warteten weitere Superlative auf uns, naemlich der Aconcagua – der hoechste Berg Suedamerikas, Algarrobo – der laengste Pool der Welt und mit dem „Festival Aereo“ in Villarica, die groesste Flugschow Chiles.
Der Flug von Ovalle nach San Felipe, unweit von Santiago de Chile, erforderte besonders intensive Vorbereitung und Routenplanung. Selten hatte ich meinen Kapitaen so wankelmuetig gesehen. Immer wieder wog er die Vor- und Nachteile der beiden moeglichen Flugrouten gegeneinander ab. Die Route über das Landesinnere bedeutete, das Bergriesen in Hoehe von 8000, 10000 und 12000 ft und hoeher umflogen werden muessen und davon existieren hier jede Menge. Alternativ gibt es die Route an der Küste entlang und erst am Ende dann der Abstecher in das Aconcagua Tal bis nach San Felipe. Diese Alternative ist ca. 20 Flugminuten länger. Allerdings muss auf der Küstenroute mit Wolken gerechnet werden. War sich mein Kapitaen am Morgen noch sicher die direkte Route vorbei an den Bergriesen zu nehmen, so tendierte er Mittags bereits eher dazu die Kueste entlang zu fliegen. Wie auch immer, wir starteten mit dem ersten Morgenlicht, das Wetter war gut und wir nahmen direkt Kurs auf San Felipe.
Ein unglaublicher Flug in ca. 95oo ft Hoehe, ich konnte meine Augen nicht von diesen Bergriesen abwenden und dann sah ich ihn, majestaetisch, erhaben mit weisser Krone ragte er mit seinen stolzen 6962 m weit ueber alle anderen Bergriesen hinaus. Dabei befindet sich der hoechste Berg Suedamerikas auf argentinischer Seite in der Provinz Mendoza und nicht in Chile.
Doch die Holperpiste in San Felipe forderte dann unsere ganze Aufmerksamkeit. So holprig wie die Piste waren dann auch der Praesident des Flugclubes hier in San Felipe, ein ihm treu ergebener Pilot und vor allem die Verwalterin. Diese funktionierte jede Nacht den Flightclub in einen Nightclub um und war selbst ihr bester Kunde an der Bar. Lautes Lachen und ACDC volle Pulle, droehnten in unseren Ohren. Schlafen war somit unmoeglich und wir sehnten uns nach dem anstrengenden Flug einfach nur nach Schlaf. Bis 3.00 Uhr morgens versuchten wir den Partylaerm zu ignorieren, schliesslich waren wir Gast, dann bat Andreas hoeflich darum die Musik abzustellen.
Die zweite Nacht dasselbe Spiel, wir wichen freiwillig in das anliegende Gebaeude aus und wurden nun von der Verwalterin und ihrem betrunkenen Gast mit Motorengeheul, genau auf uns gerichtetem Fernlicht und lauten Hupkonzerten traktiert. Hoffentlich vergreift der sich nicht an Gunther, ging es mir durch den Kopf. Die zweite Nacht ohne Schlaf. Danach wurde aus der Einladung des Flugclubs San Felipe (wir hatten extra unsere Flugroute abgeaendert und sich nicht wie geplant nach Lipangi geflogen) eine Ausladung und wir standen mit Sack und Pack vor der Tuer. Einfach Weiterfliegen konnten wir nicht, da einige technische Arbeiten am Trike anstanden.
Aber alles Negative hat auch etwas Positives und so trafen wir auch hier unglaublich hilfsbereite und gastfreundliche Leute. Wie Alex den Mechaniker und Sergio und Miguelle und seine Familie. Sergio hatte auch gleich ein neues und vor allem absolut ruhiges Nachtlager fuer uns. Sein Vater ist der Direktor der Landwirtschaftsschule und die hatten gerade Ferien. So bezogen wir ein Studentenzimmer mit Doppelstockbett, wurden in der Kantine koestlich verpflegt und wenn wir Appetit auf frische Pfirsiche oder Weintrauben hatten mussten wir diese nur vor unserem Fenster pfluecken.
Wir machten Ausfluege nach Santiago de Chile und Valparaiso und Sergio zeigte uns wie Rosinen hergestellt werden. Wir tauschten unsere Fliegeruniform fuer ein paar Stunden gegen weisse Kittel, streiften uns die Haarnetze ueber und Andreas seinen Bartschutz und los gings. Wir erfuhren alles, vom Trocknungsprozess auf den Feldern, die aufwaendige Saeuberung, Waschung, Auslese bis zur Verpackung und Verladung zum Export in die ganze Welt. Miguelle dagegen produziert leckeren Schinken und Suelze und das hat er vor vielen Jahren in Deutschland im Schwarzwald gelernt. Wir kriegten auch eine satte Kostprobe und mampften bis wir fast platzten. Neben seiner Leidenschaft fuer Schinken ist Miguelle ebenfalls Trikepilot und hatte eine private Landebahn mitten im Weinberg. Jetzt baut er allerdings nur noch Wein an. So hatten wir auch in San Felipe eine tolle Zeit und denken gerne an Sergio, seinen Papa, Miguelle und seine Lieben und Alex mit seinen Jungs zurueck.
Wir flogen weiter, vorbei an Santiago de Chile, Valparaiso und 75 km noerdlich der Hauptstadt in Algarrobo ueber den laengsten Swimmingpool der Welt. Da waere ich ja gerne mal baden gegangen. Gigantonomie! Das Becken ist über 1000 Meter lang, acht Hektar groß und fasst 250.000 Kubikmeter Wasser. Wer Angst hat, nicht genügend Ausdauer zur Überquerung zu besitzen, kann sich sogar ein kleines Boot mieten.
Nach ca. 7 Monaten trockenen Wuestenlandschaften wurde die Landschaft gruener, ganz zu unserer Freude. Obstplantagen, Weinberge, Felder und je weiter wir in den Sueden Chiles kamen auch Waelder, Seen, Fluesse und Vulkane praegten nun das Bild. Wir flogen ueber San Fernando, nach Guillan und von dort direkt zum „Festival de Aereo“ in Villarica. Das „Festival de Aereo“ ist die groesste Flugschow Chiles.
Beim Einflug hatte Andreas mit starker Thermik und Wind zu kaempfen, wir wackelten in der Luft herum, alle Augenpaare waren auf uns gerichtet, bloss die Landung nicht versauen ging uns in diesem Moment durch den Kopf, aber ganz soft setzten wir auf. Gut gemacht mein Kapi!
Hier auf der Flugschow waren wir das einzige Trike und somit eine kleine Hauptattraktion. Wenn wir den Besuchern von unserer Tour erzaehlten schuettelten die meisten unglaeubig den Kopf oder lachten lauthals. „Loco, loco“ ist die spanische Bezeichnung fuer uns. Aber ein bisschen verrueckt sind wir ja auch.
Kaum waren wir in Villarica gelandet, zogen dunkle Wolken auf – Regen. Dauerregen. Aber wir hielten tapfer 2 Naechte durch. Trotzten dem Sauwetter indem wir trotzdem grillten, uns einen leckeren chilenischen Rotwein goennten und uns die Kapuzen unserer Regenjacken tief in die Stirn zogen. Hallo Patagonien!
Wie geht es nun weiter? Es ist nicht mehr weit bis Puerto Montt, der suedlichste Punkt den wir hier anfliegen. Dort bereiten wir uns auf die Andenueberquerung nach Bariloche in Argentinien vor. Eine echte fliegerische Herausforderung! Drueckt die Daumen das alles klappt wenn es soweit ist.
Viele Gruesse eure Trike Globetrotter
Doreen