Trike Globetrotter

CHILE – WUNDERSCHOENE LOS LAGOS REGION!

Wir lassen die Ohren nicht haengen!

Wir sind immer noch in Chile, aber lassen den Kopf nicht haengen, so wie dieser kleine Hund hier. Wir brauchen Geduld, denn der schwierige Ueberflug erfordert einfach optimales Wetter. Auch unsere befreundeten Piloten hier in Chile ermahnen uns immer wieder, nur Geduld! Damit uns waehrend der Warterei nicht die Decke auf den Kopf faellt haben wir uns aufgemacht, die herrliche Los Lagos Region zu erkunden. Die Landschaft ist von vielen Seen, Waeldern und Bergen gepraegt. Waeren da nicht die vielen Vulkane mit ihren schneebedeckten Gipfeln wuerden wir uns wie in Thueringen oder im Allgaeu fuehlen.

Los Lagos Region – Vulkan Osorno

Unser bevorstehender Andenueberflug nach Argentinien wird ueber den Llanquihue See, den Lago Todos los Santos und den aeltesten chilenischen Nationalpark Chiles, den NP Vicente Perez Rosales, der weit in die Anden hineinreicht, fuehren. Dieser ist bekannt fuer seine ergiebigen Regenfaelle und dichten Valdivianischen Regenwald. Hier leben sogar noch Pumas. Strassen und somit Notlandeplaetze gibt es hier nicht. Wir werden an den markanten Vulkanen Osorno, Puntiagudo, Tronador und dem Galbuco vorbeifliegen. Der Osorno zeigt seit 2012 wieder erhöhte Aktivität. Wir waren gerade dabei die Saltos del Petrohue, eine Reihe von Stromschnellen und Wasserfaellen im spektakulaer, tuerkisblau leuchtenden Rio Petrohue im Nationalpark zu erkunden, als ein Platzregen ueber uns niederging und selbst die Regenkleidung versagte.

Bauernhof Kasa Ko

Zuflucht fanden wir in der Kasa Ko, einem Bauernhof oben in den Bergen bei Ensenada, mit traumhaftem Blick auf den Osorno Vulkan, wenn er sich denn zeigt. Als wir tropfnass an die Tuer klopften loderte bereits ein schoenes Feuerchen im Ofen und der Rotwein stand auf dem Tisch. Genau das was wir jetzt brauchten. Auch war das der perfekte Ort um kreativ weiter am 2 Buch zu arbeiten. Immerhin haben wir uns schon bis Peru vorgearbeitet.

Nachdem die Sonne wieder lachte und der Osorno seine weisse Krone zeigte, es zum Fliegen aber immer noch zu stuermisch war, sind wir bis zum Refugio am Osorno 1300 Meter rauf, um uns den Gletscher aus der Naehe zu betrachten. Der Vulkan ist 2652 Meter hoch und wird auch als kleiner Berg Fuji Chiles bezeichnet.

Refugio Vulkan Osorno

Nach der Umrundung des 877km² grossen   Llanquihue See, dem zweitgroessten See Chiles, zum Vergleich der Bodensee ist 536  km² gross, sind wir nun wieder in der Hauptstadt der Los Lagos Region, Puerto Montt. Diese ist mit rund 175000 Einwohnern keine ganz kleine Stadt. Puerto Montt ist vor allem eine Hafenstadt. Einen Besuch wert ist der Angelmo Markt, der Fischmarkt wo man in vielen kleinen Restaurantes fangfrischen Fisch und Krebse probieren kann. Hier werden aber auch Kaese und Handarbeitssachen von den Mapuches angeboten. Puerto Montt wurde im Jahre  1853 von deutschen Einwanderern gegruendet.

Puerto Montt

Die Geschichte der Los Lagos Region, mit ihren deutschen Wurzeln reicht weit zurueck und ist wirklich interessant. Ich versuche das mal etwas zusammenfassen.

Im Jahre 1544 erforschten erstmals die Spanier  unter dem italienischen Konquistador Juan Bautista Pastene im Auftrag von Pedro de Valdivia die Gegend um das heutige Valdivia. Diese Gegend wurde von den Mapuche Indianern besiedelt. Es kam immer wieder zu schweren Kaempfen, welche die Spanier oft verloren. Um zu verhindern das europaeische Maechte wie Frankreich oder Grossbritannien das nahezu unbesiedelte Land fuer sich in Besitz nahmen plante die chilenische Regierung die Ansiedlung von Kolonisten suedlich des Herrschaftsbereiches der Mapuche und erliess dazu am 18.11.1845 ein Gesetz. Willkommen waren katholische Europaeer mittlerer und hoeherer Bildung.

9 Hessiche Handwerksfamilien, darunter Schmiede, Zimmermaenner, Muehlenbauer, Schreiner, Branntweinbrenner, Schuhmacher, Gaertner und Schaefer erreichten im August 1846 als erste Deutsche die Region um Valdivia.

Ab 1848 begann die offiziell gefoerderte Einwanderung in den Kleinen Sueden. Der Kolonisationsbeauftragte Philippi wurde nach Deutschland entsandt um150 bis 200 katholische Bauern- oder Handwerkerfamilien, zudem zwei katholische Priester, zwei Lehrer und einen Arzt anzuwerben. Die Kolonisten sollten die chilenische Staatsbuergerschaft annehmen und auf ihre aktuelle Staatsbürgerschaft verzichten. Im Namen der chilenischen Regierung bot er den Auswanderern die Bezahlung der Überfahrt an. Jeder Familienvater sollte 15 bis 23 Hektar Land erhalten, sowie Steuerfreiheit für zwölf Jahre. Die katholischen Priester sollten acht Jahre lang durch die Regierung entlohnt werden. Wer auf eigene Kosten nach Chile kommen wollte, konnte in Versteigerungen Land von der Regierung erwerben und sechs Jahre Steuerfreiheit erhalten.

Allerdings war die Umsetzung nicht so einfach wie gedacht, denn die  katholischen Bischhoefe stellten sich gegen Philippi und rieten ihren Gläubigen von einer Auswanderung ab. Trotzdem gelang es ihm bis zum Mai 1856 fast 600 deutsche Auswanderer, meist Protestanten, in den Sueden zu bringen.

Die Loyalität der deutschen Einwanderer gegenüber ihrer neuen Heimat bei gleichzeitigem Festhalten an den eigenen Traditionen ist bis in die Gegenwart für die Deutsch-Chilenen prägend geblieben.1854 wurde in Osorno die heute älteste Deutsche Schule Südamerikas gegründet. Bis Mitte der 1870er Jahre ließen sich in diesem Gebiet etwa 6000 deutsche Familien nieder. Chile profitierte von der Zuwanderung durch Bevoelkerungswachstum und Wirtschaftsaufschwung. Carl Anwandter gründete hier 1851 die erste Brauerei Chiles, 1852 die auch heute noch bestehende Freiwillige Feuerwehr Germania und  Deutsche Schulen. Es entstanden das erste Stahlwerk Chiles, Industrien des Waggonbaus, der Holzverarbeitung, der Lederherstellung und Werften. Preussische Traditionen wurden in die chilenische Armee uebernommen und 1883 die Einwanderung auf das ganze Land ausgeweitet, nachdem die Mapuche gewaltsam unterworfen wurden. Waehrend der Machtuebernahme der NSDAP und auch nach Ende des zweiten Weltkrieges suchten viele Zuflucht in Chile. Nach dem Militaerputsch unter Augusto Pinochet fluechteten im Gegenzug viele Oppositionelle nach Deutschland und kehrten nach Ende der Militaerdiktatur 1990 zurueck.

Innenstadt Puerto Montt

Bis heute haben sich die deutschen Einwanderer und nachfolgende Generationen ihre deutschen Traditionen bewahrt. So wird noch sehr viel deutsch gesprochen, die Haeuser mit ihren gepflegten Vorgaerten voller Blumen erinnern an die Heimat, uebernommene Woerter wie leckeren Kuchen findet man allerorts, ebenso wie deutschen Braten und das Bier schmeckt.

Wir haben Urlauber aus Deutschland getroffen, die nur verstaendnislos, fast verschaemt den Kopf geschuettelt haben, und es nicht fassen konnten wie man hier im Sueden Chiles, so stark an deutschen Traditionen festhalten kann – in einem fremden Land.  Aber um das zu verstehen muss man eben etwas ueber die Geschichte der Deutsch – Chilenen wissen.

Nun schauen wir mal was das Wetter macht. Wir halten euch auf dem Laufenden.

Eure Trike Globetrotter

Doreen

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