CHILE – VON SAN PEDRO UEBER ANTOFAGASTA, IRGENDWO, CHAMONATE, VALLENAR BIS NACH OVALLE
Natuerlich sitzen wir nicht mehr in San Pedro herum sondern haben in den letzten Tagen ordentlich Flugkilometer gemacht. Deshalb hinkt der Blog auch etwas hinterher, denn oft fehlte es an der Zeit oder dem funktionierenden Internet um zu berichten. Aber das hole ich nun auf, schliesslich moechte ich euch nichts vorenthalten ;).
Noch im stockfinsteren haben wir unser Zelt zusammengepackt und das Trike vorbereitet um von San Pedro ueber die Cordillaeren zurueck in Richtung Kueste nach Antofagasta zu fliegen. Zum Glueck beherrschen wir alle Handgriffe schon im Schlaf. Das Problem war nur, das wir einfach nicht genug Hoehe gewannen, um ueber den Bergkamm zu fliegen. Lag es an dem gegrillten Rind bei Mariano und Mati oder am Weihnachstspeck? Keine Ahnung. Andreas hatte am Vortag extra noch die Luftfilter gereinigt. Minute um Minute, Runde um Runde kreisten wir ueber dem Salar. 30cm mehr, 50 cam mehr, „Scheisse wir schaffen das nicht“ fluchte mein Kapitaen. Ich riss meinem Blick von dem herrlichen Anblick des Valle de La Muerte und den Lagunen los und ueberlegte krampfhaft Alternativen. „Dann muss ich eben mit all dem Gepaeck mit dem Bus fahren“, wozu ich natuerlich nicht wirklich Lust hatte. Aber wir gaben nicht auf und Gunther auch nicht, nach 40 Minuten Kreisen schafften wir es mit einem letzten Hops ueber den Bergkamm, das Benzin wurde durch das lange Kreisen etwas knapp, aber wir erreichten wohlbehalten Antofagasta an der pazifischen Kueste.
In Antofagasta wollten wir uns gar nicht lange aufhalten. Grosswaschtag stand auf dem Plan um unsere Ausruestung und uns von all dem Staub und dem Sand zu befreien, 12 Kameras plus Fotokamera und Videokamera bedeuteten ausserdem ca. 26 Stunden Datensicherung, alle Akkus, Batterien, Helme, Funkgeraete und das Notfalltelefon mussten neu geladen werden. So blieb nicht viel Zeit die schoene Strandpromenade und das bunte Treiben hier zu geniessen. Gunther ruhte sich indessen im Hangar zwischen den grossen Rettungshubschraubern aus. Sein zu Hause fuer die naechsten beiden Naechte.
Von Antofagasta aus sollte es eigentlich nach Las Breas gehen. Der Wetterdienst gab gruenes Licht: „Ein paar Woelkchen unterwegs, aber kein Problem. ihr koennt fliegen.“ Was wir unterwegs sahen, waren aber keine Woelkchen, sondern dicke, fette, weisse Wolken und ein ganzer dichter Teppich davon! Ab unz zu lugte noch der Gipfel eines 6000-er durch die Wolken hindurch. Kein Wolkenloch, keine Auflockerung, nichts, keine Chance hier zu landen. So suchten wir eine Ausweichpiste und landeten auf der Privatpiste eines grossen Observatoriums im Nichts. Hier gab es kein gruen, keine Lebewesen, nicht einmal eine Muecke, Fliege oder Ameise. Wie nun den Flugplan schliessen? Abgeschirmt durch die hohen Berge hatten wir keine Telefonverbindung, keinen Funk aber dafuer 40 Grad bereits gegen 10.00 Uhr morgens. Andreas machte sich auf den Weg un erklomm schweissgebadet einen der Gipfel. Juhu, es funktionierte, wenigstens das Thema Flugplan war nun erledigt. Das naechste Problem, wo bekommen wir Benzin her? 2 Autostunden bis zur naechsten Stadt, zu Fuss unmoeglich. Bewappnet mit unseren mobilen Tanks marschierte mein Kapitaen in Richtung Landstrasse, wir befanden uns in einem Minengebiet und so kam doch ab und zu ein Auto vorbei. Ein LKW Fahrer nahm ihn mit und ich blieb mit Gunther, nicht funktionierendem Satellitentelefon, Machete, 3 Schluck Wasser und 3 Muesliriegeln in dieser Trostlosigkeit zureuck. Angst hatte ich eigentlich nicht, aber ich drappierte die riesengrossen Fliegerboots -Groesse 46- von Andreas, die Machete und das Telefon so vor dem Zelt, das es jeder gleich darueber stolperte, der sich mir naeherte. Meinen duerren Proviant musste ich mir nun einteilen. Andreas wuerde vor Abend nicht zurueck sein.
Ein paar Schaulustige stoppten mit Ihren Autos und schauten neugierig aus der Ferne, vorbeisausende LKW hupten und dann kamen 3 Maenner auf mich zu. „Was wollen die denn jetzt?“ Aber Sie waren freundlich, ich zeigte auf die Bilder am Trike: „La Routa, todos al Mundo, ….“ kramte meinen ganzen bescheidenen spanischen Wortschatz hervor. „Bebida“ sagte der Mann. Getraenke uebersetzte ich und nickte. Dann bekam ich zwei eiskalte Cola und eine grosse Flasche Wasser geschenkt. Oh man sind die nett und mein Durstproblem war geloest. Ich winkte zum Abschied und wollte mich gerade im Schatten unserer Tragflaeche etwas aufs Ohr legen, was sonst konnte man hier auch tun, als der Pick up mit den Maennern zurueck kam. La comida, Essen dachte ich und sie schenkten mir ihr Fruehstueckssandwich, so gross wie ein doppelter Big Mac dick mit Thunfisch, sauren Zwiebeln und Koriander belegt. Lecker, Hungerproblem auch geloest.
Ich war gerade eingeschlafen, da klopfte es an Zelt. Wieder zwei Maenner. Noch im Schlafdusel spulte ich dieselben Brocken spanisch herunter, bis ich begriff das die mir nicht so wohlgesonnen waren und weniger an unserem Abenteuer interessiert waren. Was ich hier mache? Woher ich komme? Wohin ich will? Ob ich eine Autorisation habe. Autorisation, mist wieder dieses Unwort, das uns in Peru schon ziemlich zugesetzt hat. „Klar“ sagte ich, „Santiago und Antofagasta wissen bescheid.“ Das hier ist eine Privatpiste vom Observatorium und wir haetten keine Autorisation und das kostet Geld. Oh Geld, jetzt war ich schlagartig wach. Bei dem Wort Geld,verschwand mein laecheln sofort, mein Stirn legte sich in Falten und mein Gesicht sah aus wie 3 Tage Gewitterstuerme. Aber das Wort Geld ignorierte ich zunaechst. „Also das hier ist eine Notlandung, Emergency…… ich plapperte aufgeregt einen Misch Masch zwischen Deutsch, Spanisch und Englisch. Mir war es nicht so wichtig das mich die Maenner verstanden, sie sollten einfach verschwinden. „Ok, aber ihr muesst heute noch weiter fliegen!“ sagte der Eine. „Das geht aber nicht, wir haben kein Benzin! Mein Ehemann ist Benzin holen!“ ich wieder mit Haenden und Fuessen. „Wenn ihr hier uebernachtet kostet das Geld, ihr muesst sofort weiterfliegen“, wieder der Eine. So ging das eine Weile hin und her. Irgendwie gaben Sie dann auf, fuhren davon und kamen auch nicht mehr zurueck.
Am Nachmittag hielt dann ein Reisebus in einiger Entfernung und zu meiner Erleichterung sah ich zwei Tanks, drei volle Einkaufstueten und meinen Kapitaen. Er dachte ich sei halb verhungert und verdurstet, als er meine gefuellte Vorratskammer sah. Mein Bauch war immer noch kugelrund von dem grossen Thunfischsandwich. Wir genossen den Sonnenuntergang, den Sternenhimmel und klapperten in der Nacht vor Eiseskaelte.
Wiederum ganz frueh nahmen wir Kurs auf Chamonate. Den Flugplan oeffnete Andreas per Funk aus der Luft, alles easy hier in Chile. Hier wartete bereits Alvaro, ein Trikepilot, auf uns. Der Flug selbst war ruhig, aber das gleiche Wolkenbild wie am Vortag. „Wir haben noch 1,5 Stunden zu fliegen“ redete Andreas uns Mut zu. Mit Rueckenwind naeherten wir uns schnell dem Zielflughafen. Aber auch hier Wolken. Andreas war im Dauerkontakt mit dem Tower und der Tower mit Alvaro und Andreas. „Fliegt die Strasse entlang ins Tal“ kam der Hinweis. Von 9500 Fuss tauchten wir hinab, runter unter die dicken weissen Wolken und in ca. 1000 Fuss ging es das Tal entlang, bis wir sicher in Chamonate landeten. Nach soviel Abenteuer wurden wir von Alvaro und Cecilia so richtig verwoehnt. Wir verbrachten 5 Tage in ihrem Strandhaus in der Bahia inglesia und schrieben alles Erlebte auf fuer das neue Buch ;-). Chamonate ist auch ein Gebiet mit vielen Gold- und Kupferminen. Als 2010 33 Bergleute in 700m Tiefe bei dem Grubenunglueck in der Gold- und Kupfermine San Jose 69 Tage lang eingeschlossen waren, war Alvaro der Erste der mit den Rettungsbohrungen vor Ort begonnen hat . Aber darueber mehr im Buch. Jedenfalls fiel der Abschied sehr, sehr schwer und wir hoffen Beide vielleicht in Frutilla wiederzusehen.
Von Chamonate ging es weiter ueber die Bergmassive nach Vallenar ein Flughafen wie ein Museeum. Der alte Tower ist zwar Termitenbefallen und nicht mehr nutzbar aber die Gebaeude, wo damals die LAN gegruendet wurde, einschliesslich dem alten Logo mit dem Condor, kann man besichtigen. Der Ort selbst ist ein typischer Ort der Grubenarbeiter, Gold und Silberlaeden, Bars, Casinos und Puffs¨, eben 100 Moeglichkeiten schwer verdientes Geld gleich wieder auszugeben und einem ueberteuerten Preisniveau.
Und so flogen wir am naechsten Tag auch ueber eine der groessten Goldminen Chiles auf dem Weg nach Ovalle. Aus der Luft sieht dieses Grubengelaende auch wirklich beeindruckend aus.
Heute bereiten wir uns auf den Weiterflug nach San Felipe oder Valparaiso vor. Andreas ist noch fleissig am planen. Jedenfalls sind wir nicht mehr weit entfernt von Santiago de Chile.
Bis bald Eure Trike Globetrotter
Doreen