Trike Globetrotter

AUF NEBEL-WARTESCHLEIFE IN PATAGONIEN…

Der Nebel wird sich bestimmt bald auflösen…

Fünf Wochen sind wir nun schon in Puerto Montt, im Süden von Chile, im grünen Patagonien. So schön es auch hier ist – es ist Zeit weiter zu fliegen.

Das wir hier nach über zwei Monaten in Belize und einem Monat in Panama City die nächste, witterungsbedingte Megawartezeit haben würden, hätte ich nie gedacht. Denn die Flugroute von Puerto Montt nach Bariloche in Argentinen beträgt nur 160 Kilometer oder rund 100 Flugminuten. Aber die haben es klimatisch gesehen in sich, da das atlantische Wettersystem Argentiniens mit dem pazifischen Wettersystem Chiles genau über den Anden zusammen treffen.

So benötigen wir für unseren Flug gutes Flugwetter in Chile, über den Anden und auch in Argentinien selbst. Meist ist es in Argentinien schön, nur in Puerto Montt Nebel oder in den Anden zu windig.

Vorgestern war dann wieder so ein Tag, wo alles zu passen schien! Am Vortag bereiteten wir alles vor. Alle Navigationssysteme wurden überprüft, Batterien geladen, die insgesamt 9 Kameras gecheckt, geladen und gesäubert. Dazu die Flugkleidung hingelegt, Brillen geputzt. Alles muß 100% stimmen! Eine eMail geht an den Zoll und die Einreisebehörden nach Argentinien. Bariloche ist zwar ein internationaler Flughafen aber Zoll und Einreisebehörde kommen nur bei angemeldeten internationalen Flügen vom Stadtbüro in den 15 Kilometer weit entfernten Flughafen. Auch die Zollbehörden in Puerto Montt müssen telefonisch zum Flughafen bestellt werden. Am Abend noch ein Bier – naja zwei, ein Anruf beim Meteorologen und früh ins Bett.

Die Wettervoraussage sah super aus! Keine Wolken und kaum Wind über den schneebedeckten Anden!

6.02 Uhr – Der Wecker spielt „Hells Bells“ von ACDC.

6.04 Uhr – Noch nackt, Anruf im Meteorologischen Institut. Keine Wolken in Chile, leichte Wolken in den Anden und in Argentinien. Kaum Wind. Alles im Rahmen für einen tollen Flug! Endlich!

6.48 Uhr – Mit komplettem Gepäck frisch geduscht ins Taxi. Blauer Himmel, Sterne, kein Wind – unser Tag! Hallelujah!

7.22 Uhr – Ankunft am Flughafen. Dichter Nebel. Sch… was ist denn das?

7.26 Uhr – Das mit sechs Personen besetzte Meteorologische Institut im Flughafen kennt uns schon bestens und beruhigt uns. In einer Stunde kommt die Sonne raus und dann geht auch sofort der Nebel weg. Na gut.

Die Wettervoraussagen stimmen so gut wie immer. Nur wie lange der Nebel sich halten wird ist nirgendwo zu ersehen.

7.38 Uhr – Ich gebe den vorbereiteten Flugplan bei der Flugsaufsichtsbehörde ab. Voraussichtliche Startzeit 8.30 Uhr.

7.43 Uhr – Flugvorbereitungen am Flieger. Doreen: Sachen packen, Andreas: technischer Check. Bei dem Flug darf absolut nichts schief gehen. Immer noch Nebel der irgendwie immer dichter wird.

8.22 Uhr – Wettercheck beim Meteorologischen Institut. Keine Wolken über dem Nebel. Absolute Windstille. In einer Stunde soll der verdammte Nebel, der nun so dicht ist, so daß sogar die Verkehrsflugzeuge nicht starten und landen dürfen, weg sein. Okay.

8.31 Uhr – Wir gehen über das Vorfeld, vorbei an den großen Airbussen der LAN und der SKY-Airline in den großen Flughafenterminal ins Büro des Zolls und sagen Bescheid das sich unser Abflug um eine Stunde verzögern wird und wir erst die Formalitäten abgewickelt haben möchten, wenn fest steht das wir wirklich abfliegen und aus Chile ausreisen werden. Die Beamtin ist nicht begeistert noch zu warten, sagt aber zu eine Stunde zu warten.

8.36 Uhr – Gleiches Spiel Im Büro der Einreisebehörde. Der Typ ist recht freundlich.

8.46 Uhr – Warten auf dem Sofa des Meteorologischen Instituts.

9.03 Uhr – Ich halte diese blöde Warterei nicht mehr aus und spaziere über das Vorfeld des Flughafens. Nebel mit 40 Meter Sicht.

9.08 Uhr – Unser Flieger ist komplett nass vom Nebel. Ich wische alles wieder trocken obwohl ich weiß, daß in drei Minuten alles wieder nass ist.

2000 Meter horizontale Sicht und 150 feet (45 Meter) vertikale Sicht….

9.14 Uhr – Ich finde meine beiden Müslirigel in meiner Flugjacke. Die Notration.

9.16 Uhr – Keine Notration mehr vorhanden.

9.21 Uhr – Wieder ins Meteorologischen Institut, wo neue Sattelitenbilder zeigen das für den frühen Nachmittag Wolken einen Flug unmöglich machen werden. Wir müssen bald los.

9.34 Uhr – Im Büro der Einreisebehörde ist der Beamte sauer das wir nicht fliegen. Er will gehen und wir sollen doch anrufen wenn wir fliegen können. Ich mache ihm klar, dass wenn der Moment kommt wenn wir fliegen können, ich nicht 70 Minuten warten kann bis er wieder aus dem Stadtbüro zurück kommt. Dann kann sich das Wetter schon wieder zu unserem Ungunsten gewendet haben. Er versteht und sagt zu höchstens noch eine weitere Stunde zu warten.

9.39 Uhr – Gleichen Spiel beim Zoll. Ich gebe mein bestes auch sie zum warten zu bewegen und gebe der Dame unsere Visitenkarte mit unserer Website. Dann hat sie wenigstens etwas zu tun. Sie lächelt.

Ein Blick aus dem Met-Büro… der Nebel verzieht sich nicht aber die Feuerwehr übt vor unserem Flieger….

9.52 Uhr –  Ich beantrage bei der Flugaussichtsbehörde eine neue Abflugzeit: 11.00 Uhr.

10.12 Uhr – Der Nebel wird etwas weniger. Die ersten Linienmaschinen starten und landen. Reger Flugbetrieb. Traurig schaue ich mir jede Landung, jeden Start an. Ich brauche rein rechtlich 500 Meter Sicht nach oben und drei Kilometer horizontal um eine Starterlaubnis vom Tower zu erhalten. Zurzeit sind das 200 Meter nach oben und zwei Kilometer.

10.19 Uhr – Mein Lieblings-Meteorologe sagt, dass der Nebel noch eine Stunde braucht bis er weg ist. Das würde dann geradeso reichen.

10.24 Uhr – Am Flieger zurück wische ich alles wieder trocken. Der Sicherheitschef kommt und will ein Foto mit uns. Gequält lächeln wir. Er sagt, dass der Nebel nie und nimmer vor 14.30h weg geht. Der hat ja gar keine Ahnung denke ich. Man ich will endlich los fliegen!

10.38 Uhr – Zurück zum Zoll. Die Dame packt gerade ihre Sachen. Ich kann sie überreden noch eine weitere Stunde zu warten.

10.46 Uhr – Auch der Beamte der Einreisebehörde putz nun nicht mehr seine Stempel, sondern schließt gerade seine Tür ab. Ich rede ihm gut zu und er schließt sie wieder auf. Eine Stunde mehr nicht!

10.58 Uhr – Ich beantrage 12.15 Uhr als Abflugszeit.

11.06 Uhr – Die Meteorologen können sich nicht erklären warum der Nebel sich wieder zuzieht. Ich mir auch nicht. Aber über dem Nebel sollen keine Wolken sein.

11.14 Uhr – Wir gehen einen Cafe im Hauptterminal trinken. Doreen trinkt einen. Ich nicht. Habe Angst das ich beim Flug pullern muß.

11.36 Uhr – Eine zweimotorige Kleinmachine landet.

11.44 Uhr – Ich spreche mit dem Piloten der kleinen Machine, der mir sagt, dass über dem Nebel eine geschlossene Wolkendecke bis weit in die Anden reicht. Er ist kaum sicher durch die Wolken gekommen und hat die Landebahn erst wenige Meter über dem Boden gesehen. Mir ist klar – kein Flug heute für uns möglich.

11.45 Uhr – Mich k… alles an.

Auch „Otti“ unser Glücksbringer-Affe kann uns heute nicht mehr helfen… another day in paradies….

11.51 Uhr – Ich schließe meinen Flugplan bei der Flugaufsicht und bitte darum, dass die Zoll- und Einreisebehörde in Argentinien informiert wird, daß sie die ganzen Stunden umsonst gewartet haben und wieder in die Stadt fahren können. Wir fliegen heute nicht.

11.58 Uhr – Wir gehen ins Zollbüro, wo die Dame Verständnis hat das wir nicht fliegen. Wahrscheinlich hat sie an unserer Website viel Spaß gehabt. Ich bedanke mich brav. „Bis zum nächstenmal“

12.03 Uhr – Der Beamte der Einreisebehörde ist weniger begeistert, dass er solange umsonst gewartet hat. Aber was soll´s. Für den blöden Nebel können wir ja auch nichts.

12.08 Uhr – Ich setze mich mit dem Meteorologen zusammen um die Bedingungen der nächsten Tage abzuklären. Sieht sehr schlecht aus. Eine Kaltfront wird Regen und starken Wind bringen. Überall und sehr viel. Es wird in den Bergen schneien. Kein Flug für die nächsten sechs Tage möglich. Sch…

12.39 Uhr – Wir bauen das Gepäck wieder vom Flieger ab und holen das Segel runter, befestigen alles.

12.54 Uhr – Mit allem Gepäck geht es in die Haupthalle die Tickets für den Transferbus kaufen. Der fährt erst um 13.30 Uhr.

13.36 Uhr – Der Bus fährt endlich ab. Ich schließe meine Augen.

14.04 Uhr – Ankunft auf dem Busbahnhof in Puerto Montt und feilschen mit den Taxifahrern.

14.11 Uhr – Taxi ins Hotel.

14.28 Uhr – Ankunft im Hotel und Einschecken. Unser „Ausflug zum versuchten Abflug“ hat 8 Stunden 26 Minuten gedauert.

14.39 Uhr – Duschen und umziehen. Die Dame an der Rezeption hat Mitleid mit uns und gibt uns zum Vorzugspreis die Suite. „Prima Schnuddelbacke, wir haben jetzt eine Wohnung in Puerto Montt“ sage ich zu Doreen.

14.54 Uhr – Wir laufen los um ein Restaurant zu finden wo wir noch etwas zu essen bekommen. Nicht so einfach, da die meisten Restaurants hier von 15.00 bis 18.00 Uhr zu machen.

15.24 Uhr – Erste Nahrungsaufnahme in einem kleinen Restaurant. Es gibt noch ein Mittagsmenü: Klare Hühnerbrühe. Hähnchenschnitzel mit Kartoffeln und Sahnesoße. Dazu einen Pfirsichsaft. Schmeckt gut und meine Laune verbessert sich geringfügig.

16.56 Uhr – Zurück im Hotel.

17.01 Uhr – Ich schreibe ein nettes eMail nach Argentinien zum Zoll und der Einreisebehörde. Die sind nun schon das viertemal umsonst wegen uns zum Flughafen gefahren und haben stundenlang gewartet. Die muß ich bei Laune halten das die uns überhaupt noch in ihr Land lassen!

17.18 Uhr – Beitrag ins Facebook schreiben, eMails beantworten.

19.22 Uhr – Wir gehen noch ein Frustbier trinken. Naja es werden zwei Liter.

21.14 Uhr – Zurück im Hotel rufe ich vorsichtshalber beim Meteorologen am Flughafen an. Man kann ja nie wissen. „Andreas schön das Du anrufst aber bitte begreife, dass ihr die nächsten fünf Tage ganz sicher nicht fliegen könnt. Tschüss“.

21.22 Uhr – Zähne putzen, Katzenwäsche und ab ins Bett. Im iPad sehen wir uns Arm in Arm, einer den anderen tröstend den Tatort und die 20 Uhr Tagesschau an.

23.04 Uhr – Gute Nacht, was für ein „toller“ Tag!

Gestern ist dann in den Anden der erste Schnee gefallen und heute am Morgen sogar für einige Minuten hier auf dem Flughafen in Puerto Montt. Naja irgendwann kommen wir hier schon weg….

PS: Wir haben alle Tsunamis und Erdbeben wohl überstanden!

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