Trike Globetrotter

AUF DEM WEG ZUM AMAZONAS

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Morgenstimmung ueber dem Araguia Fluss

Urspruenglich wollten wir von Brasilien nach Venezuela und dann weiter in die Karibik fliegen und zwar auf den Spuren von Jimmy Angel, dem Entdecker das weltweit hoechsten Wasserfalls der Erde, dem Salto Angel. Mit seinen Tafelbergen, weiten Savannen, Traumstraenden, Dschungel und dem Orinoco ist Venezuela landschaftlich gesehen ein Paradies. In meinen Traeumen habe ich uns nicht nur ueber den Salto Angel, sowie den spektakulaeren Canaima Nationalpark fliegen sehen sondern auch in Camaratas am Fusse des Auyan Tepui, den Tafelberg den wir vor 3 Jahren noch bestiegen haben, landen. Aber Planaenderung! Aufgrund der aktuellen Situation in Venezuela, wo es sogar an Grundnahrungsmitteln fehlt und wir mit unserer amerikanischen Zulassungsnummer vermutlich ohnehin keine Einreiseerlaubnis bekommen haetten, fliegen wir nun von Brasilien nach Franz. Guiana, Suriname, Engl. Guyana und dann weiter in die Karibik. Ja, genau damit sind wir in allen Laendern Suedamerikas gewesen, ausgenommen Venezuela und Bolivien. Bis wir Brasiliens Grenze erreichen nehmen wir allerdings erst einmal Kurs in Richtung Amazonas – Belem auf. Einige tausend Flugkilometer liegen vor uns.

Einer der schoensten Fluege in Brasilien ueber den Araguia Fluss
Einer der schoensten Fluege in Brasilien ueber den Araguia Fluss

Mit dem ersten Morgenrot brechen wir in Brasilia auf. So frueh ist noch niemand hier im Flugclub APub und so flattern wir in aller Stille davon. Das Abenteuer Amazonas, Belem, ruft. Das erste Ziel ist Urucau. Wir befinden uns im Cowboyland. Zu unseren Fuessen sehen wir endlose Farmen, Weideland, Vieh beim grasen. Der Ort ist staubig und trocken, bruetende Hitze. Maenner mit spitzen Cowboystiefeln, engen Jeans mit dicken Silberschnallen verzierten Guerteln, Baerten und klassischen Cowboyhueten auf dem Kopf, haengen rund um die Plaza herum, rauchen und trinken Bier. Die Pferde sind an einem Baum festgebunden. Ich muss unwillkuerlich an einen John Wayne Film denken und haette gar nicht gedacht, das es Sie noch gibt – die echten Cowboys.

Im Tiefflug mit 110 km/h ueber den Araguia Fluss
Im Tiefflug mit 110 km/h ueber den Araguia Fluss

Bei 27 Crad in der Luft, schwitzen wir nun sogar hier oben. Die Heizjacken und 2 Pulloverschichten haben wir bereits weggelassen. Am Boden ist die Hitze fast unertraeglich. In Sao Miguel verbringen wir die Nacht auf dem Vorfeld im Flughafen nur mit unserem Moskitonetz, ausser Gunther ist sowieso kein anderes Flugzeug hier. Der Motor macht Probleme. Die Motorentemperaturen sind im oberen roten Bereich. Wir fragen Carlos unseren Freund und Rotaxmechaniker aus Costa Rica um Rat. Und Carlos hat auch gleich eine ToDo – Liste fuer uns: „1. Luftfilter reinigen; 2. Oel pruefen und nachfuellen; 3. Kuehlmittel pruefen und nachfuellen; …… . Alles kein Vergnuegen bei 40 Grad im Schatten, nur Schatten gibt es hier nicht. Wir finden heraus, das das Oel, welches wir beim letzten Oelwechsel in Cascavale (Brasilien) eingefuellt haben fuer die jetzigen Temperaturen ungeeignet ist. In Cascavale haben wir uns bei Temperaturen um die Null Grad den Hintern abgefroren und nun schwitzen wir bei 40 Grad im Schatten.

Dieses Zubehoer darf nicht fehlen!
Dieses Zubehör darf nicht fehlen!

Von Sao Miguel fliegen wir nach Sao Felixe do Araguaia immer den Araguia Fluss entlang. Ich sehe weisse Straende die das Flussufer saeumen, kleine Indianerdoerfer und Dschungel mit gelben und lilafarbenen Bluetenkleksen. Das ist einer unserer schoensten Fluege hier Brasilien und ich koennte heute ewig weiterfliegen. Aber Gunther braucht Nachschub. Auf dem Flughafen in Sao Felixe feuhlt man sich dem Amazonas schon viel naeher. Tukane, die mit dem grossen orangefarbenen Schnaebeln, machen Rabatz, Papageien, bunte Blueten und farbenfrohe Schmetterlinge. Ebenfalls Excotisch ist der kleine, kullerunde Flughafenmanager in seinen bunten Shorts und seinem mit Tucanen bedruckten T-Shirt anzusehen. Wir goennen uns einen frisch gepressten Zuckerrohrsaft mit viel Limetten, mmhhh das erfrischt und dann muessen wir uns auch schon wieder auf den morgigen Weiterflug vorbereiten. Morgen werden wir nochmals eine reichliche Stunde ueber diesen spektakulaeren Fluss fliegen, das wird toll freue ich mich.
Doch was ist das. Klong, peng, Motor aus. Andreas saust ums Trike. Ein Steinschlag im Propeller. Die Piste hier ist sehr schlecht. Alles mit Schotter und losen Steinen uebersaet. Und einer hat davon unseren Propeller getroffen. Wir messen, pruefen, schlagen in den technischen Handbuechern nach, messen nochmals.“Das sollte gerade noch im Limit sein“, sagt Andreas. Puhhh, zum Glueck, atme ich erleichtert auf. Unser Ersatzpropeller ist in Florida und hier in diesem kleinen Dschungeldorf ohne Landverbindung ist es unmoeglich einen neuen Propeller aufzutreiben und zurueck bis Brasilia haetten wir eine Ewigkeit gebraucht. Ich weiss nicht ob ich es schon erwaehnt hatte, unsere Genehmigung fuer Gunther laeuft ja auch bald ab. Verlaengerung? Nicht moeglich, war die Antwort der Zollbehoerde.

Steinschlag!
Steinschlag!

Aber konzentrieren wir uns auf die Reperatur des Propellers. Der ist ja aus Carbon und mit etwas Backingsoda laesst sich die Delle im Propeller ausgleichen. 24 Stunden Trocknungszeit und der Prop ist wie neu. Ja, 24 Stunden reicht nicht ganz bis morgen frueh, aber 21 tuns ja bestimmt auch. Wir nehmen ein Bad im Araguia Fluss, das Wasser ist richtig warm, und schauen etwas neidisch zu den Einheimischen hinueber. Die nehmen gleich eine ganze Kuehlbox voller Bier, Tische, Stuehle und Sonnenschirm mit in den Fluss und lassen es sich gut gehen.
In goldfarbener Seidenunterhose ueber die sein kleiner Kullerbauch haengt, empfaengt uns recht verschlafen, der Flughafenmanager heute morgen. Woww, denke ich schmunzelnd. Wir sind Beide etwas nervoes wegen dem Propeller und hoeren schon die Maeuse piepsen. „Hoer genau hin, vibriert da nicht doch etwas?, fragt mich Andreas. „Ich glaube der klingt wie immer“ antworte ich. „Oder doch nicht?“, frage ich mich in derselben Sekunde. Der atemberaubend schoene Flug, tief ueber die weissen Sandbaenke des Flusses und die Baumkronen hinweg lenkt unsere Gedanken ab. Hier und da sehen wir ein kleines Indianerdorf und ein paar Fischer in ihren kleinen Holzbooten, die zu uns aufsehen und uns zu winken. Das erste Morgenlicht spiegelt sich wie eine goldgelbe Kante am Flussufer wieder. Der Propeller haelt.
Ganz Santana, aufgeweckt von unserem Motorengeraeusch ist mit dem Moped zun Flughafen geduest um uns zu begruessen. Der Flughafen ist komplett offen – kein Zaun ,nur eine Piste – keine Gebauede, nebenan ein Stundenhotel. Aber der Nachtwaechter verspricht uns gut auf Gunther aufzupassen, MMmh, nur wissen wir aus Erfahrung, das die Nachtwaechter in der Nacht am seeligsten von allen schlummern!
Von Santana do Araguaia fliegen wir nach Imperatriz und weiter nach Acailandia. Wir machen das nun ausschliesslich auf brasilianische Art, d.h. ohne Flugplan, was enorm Zeit und Nerven spart. Immer in kleinen Etappen von ca. 2 – 2,5 Stunden am fruehen Morgen, das bringt mehr Sicherheit, das Klima bleibt vorhersehbarer und wir vermeiden die starke Thermik, die hier ab 9.00 Uhr sehr pumpy einsetzt und ab 10.00 Uhr fast unfliegbar ist. Die Thermik haelt sich bis zum spaeten Nachmittag, 15.00 Uhr sind hier die Hoechsttemperaturen erreicht. Nur in der Nacht kommt etwas Abkuehlung.

Ich fuehle mich wie ein Grillhaehnchen!
Ich fühle mich wie ein Grillhähnchen!
Araguina
Araguina

Acailandia ist eigentlich nur unser Alternativflughafen. Aber die Wolken die sich vor uns auftuermen sehen so bedrohlich aus, das Andreas entscheidet hier auf der grossen Asphaltpiste zu landen. Eine Privatpiste inmitten eines Fabrikgelaendes. Beim Landeanflug sehe ich unzaehlige, dick qualmende Schornsteine, Brennoefen und weite Aufforstungsflaechen mit Eukalypthosbaeumen. Die Piste ist von einem hohen Maschendrahtzaun umgeben und am Tor haengt ein fettes Vorhaengeschloss. Zum Benzin holen duerfen wir diesen Kaefig unter der Obhut eines Mitarbeiters kurz verlassen, danach schmoren wir hier in der Hitze wie ein hilfloses Huehnchen auf dem Grill. Ich streife die warmen Fliegerboots samt Socken von den Fuessen, aber autsch! Der Asphalt ist so heiss das ich mir die nackten Fusssohlen verbrenne. Es gibt keinen Schatten hier. Alle 30 Minuten guckt ein Mitarbeiter ueber den Zaun, vielleicht ob wir noch leben oder was? Sind wir denn hier im Zoo? Zwei Exoten im Kaefig? Irgendwann hat einer Mitleid und reicht uns Wasser und Mittagessen durch den Zaun.
Am naechsten Morgen koennen wir unserem Gatter in Richtung Paragominas davonfliegen. In 1400 ft mit 20 Knoten Headwind kaempfen wir uns langsam voran. Im ersten Morgengrauen sehen die grossen feuerspeienden Oefen der Fabrik gespenstisch aus. Es ist ein sehr unruhiger Flug erst ueber, dann durch und dann unter den Wolken. Hauptsache nicht zurueck, bete ich. Paragominas ist ueberraschend ganz nett und morgen erreichen wir Belem und Amazonien.

Viele Gruesse eure Trike Globetrotter
Doreen

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