Trike Globetrotter

AEQUATORUEBERFLUG UND RIESENWELLE IN MACAPA

Feuer an der Landepiste von Amapa

Feuer an der Landepiste von Amapa

Tiefer gruener, dichter Dschungel und nichts als Dschungel. Unser Zielort heisst Macapa und Macapa liegt direkt am Amazonasfluss. Ab und zu sehen wir eine kleine Indianersiedlung mit ihren Strohhuetten oder ein kleines Holzkanu. Ich bin fasziniert von dieser gewaltigen Landschaft. Andreas ist eher angespannt.  „Schnuddelbacke, jetzt fliegen wir genau ueber die Aequatorlinie!“ und zeigt auf das I-Pad. Woww, das ist nun schon das zweite Mal auf unserer Tour, dass wir den Aequator ueberfliegen, nach Ecuador. Gut gelandet, wollen wir natuerlich die Stadt erkunden, die sowohl direkt am Amazonas liegt und durch welche die Aequatorlinie verlaeuft. Aber zuerst muessen wir die naechsten Schritte fuer unseren Weiterflug nach Franzoesisch Guyana abklaeren. Macapa ist der letzte internationale Flughafen vor Franz. Guyana, aber zu weit weg fuer uns, um in einem Flug den ersten internationalen Flughafen in Franz. Guyana, Cayenne, zu erreichen. Wir brauchen einen Zwischenstopp in Amapa und einen in Oiapouque.Mr. Charles unsere gute Fee

Mr. Charles unsere gute Fee

Die Leute vom Zoll und der Ausreisebehoerde haben damit kein Problem, aber das System! Der Bearbeiter hat schon Schweissperlen auf der Stirn. Alle Versuche unseren dreigeteilten Flugplan einzugeben scheitern. Was nun? Wir brauchen ein offizielles Schreiben von der ANAC (Luftfahrtbehoerde), welches die geplanten Zwischenlandungen in Amapa und Oiapouque legalisiert. Charles, 200kg Frohnatur, im apfelgruenen Pulli und apfelsinenfarben, leuchtenden Sneakers macht uns Mut: „Ihr fliegt um die Welt! Das muessen wir doch moeglich machen! Bis Morgen habe ich eine Loesung. Sucht Ihr noch ein Hotel? Das Holiday Inn ist gut und billig.“ Habe ich eben richtig gehoert? Hier in diesem kleinen Ort gibt es ein Holiday Inn fuer nur 80 Reals? Ich bin sofort motiviert. Das Taxi kippt uns am Hotel aus. Was dieses hier? Ein Holiday Inn auf brasilianisch, eine echte Absteige. Meine Traeume zerplatzen und ich bin wieder in der Realitaet.

Wir bummeln am Abend am Ufer des Amazonas entlang. Starker Wind ist aufgekommen und die Wellen schaeumen auf diesem gigantischen Fluss wie auf einem Ozean. Wir sehen das alte Fort, und kommen zu einer Strasse mit hunderten von kleinen Staenden. Hier gibt es frische Ananas, Kokosnus und Pommes Frites und Ananas, Kokosnus und…. . Wir beobachten die Kitsurfer mit ihren bunten Segeln, wie Sie ueber das Watt sausen und koennen diesem Eisladen an der Seebruecke nicht wiederstehen. Ich nehme 1 Kugel Ananas mit Rotwein und Andreas entscheidet sich fuer Schokolade Mandel. Wir steuern die romantische Uferpromenade an. Was fuer eine bloede Idee!  In dem Moment wo wir den Eisladen verlassen, tritt eine Gletscherschmelze ein. Das Eis verwandelt sich bei den Aussentemperaturen in reissende Baeche und rinnt uns in Stroemen ueber die Finger. So schnell koennen wir gar nicht schlecken. Andreas sein nagelneues T-Shirt ist nun taubenblau mit braunen Flecken, und die Moral von der Geschicht…?

Charles, der Gemuetliche, der mit den orangeleuchtenden Globaltrottern, erwartet uns schon in seinem Buero: „Also meine Freunde, es gibt folgende Optionen:

1. Fliegt nach Venezuela.

Andreas: Das geht nicht. Mit unserer amerikanischen Flugnummer lassen die uns nicht rein.

2. Fliegt doch ueber Guilliarim.

Andreas: Das geht nicht. Dann muessten wir durch ganz Brasilien zurueckfliegen.

3. Dann macht doch einen Flugplan von Macapa nach Guyana, stoppt zweimal kurz zum auftanken und fliegt gleich weiter.

Andreas: Das geht nicht. Mittags ist die Thermik so stark da koennen wir auf keinen Fall fliegen.

4. Macht 2 normale Flugplaene nach Amapa und Qiapoque und haut dann einfach ab nach Guyana.

Andreas: Wir sind Deutsche. Das ist mit unserer Korrektheit nicht zu vereinbaren.

Langsam gehen Charles die Optionen aus. Gut dann:

5. Dann muessen wir einen offiziellen Antrag bei der ANAC stellen mit 20 Tagen Wartezeit.

Charles guckt skeptisch: Ja weiss ich selbst, voellig inakzeptabel.

6. Packt euren Flieger auf einen Transporter oder ein Boot und bringt ihn so nach Guyana.

Kapitaen und Copilotin gemeinsames Kopfschuetteln. Das geht nun wirklich gar nicht.

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Was nun? Nun weiss auch Charles keinen Rat mehr. „Julio“, sagt Andreas ploetzlich. Julio ist unser Kontakt bei der ANAC in Rio. Der hat uns schon Mal geholfen. Charles waehlt die Nummer. OK, wir sollen unser Anliegen schriftlich an ihn richten und wenn wir das Ok von Zoll und Ausreisebehoerde haben wird auch die ANAC zustimmen. 17.00 Uhr schwingt die Tuer auf und ich falle fast vom Stuhl. Ich starre auf die langen, seidig glaenzenden schwarzen Haare, die zu einem Zopf zusammengebunden sind und bis zum Po reichen, in die braunen mandelfoermigen Augen mit den dunklen geschwungenen Wimpern, den Mund, der von einem dichten gepflegten Bart umrahmt ist. Sein Ohr ziert eine silberne Creole. Die muskuloesen Arme sind kunstvoll taetowiert, „Highway to Hell“ lese ich. Am Hosenbund haengt eine Knarre. Auf der Brust baumelt eine silberne Plakette, Policia Federal. Vor mir steht die sehr maennliche Ausgabe von Chonchita Wurst. Und der ist von der Policia Federal, ich kann es kaum glauben. Auf jeden Fall ist der Typ so cool wie er aussieht. Nach 2 Telefonaten und zweimal tranquillo ist alles geklaert. Den Stempel bekommen wir allerdings erst in Oiapoque. Nun noch der Zoll. Der Typ sieht sehr spiessig aus. Kein Laecheln, keine Mimik. Andauernd schaut er auf die Uhr und dann sagt er wir sollen morgen 9.00 Uhr in sein Buero kommen.

Charles versucht uns aufzumuntern und fuehrt uns zum Abendessen aus. Wir gehen in ein kleines typisches Restaurant am Amazonasufer. „Camarones bato, die gibt es nur hier, die muesst ihr probieren.“ Hinter dem Namen verbergen sich Schrimps aus dem Amazonas, gekocht, mit viel Koriander und dazo gibt es Fajola – das gelbe Saegemehl. Charles zeigt uns wie es geht. Zuerst den Shrimps koepfen, das Fleisch heraus pulen und dann mit etwas scharfer Sosse (Manicha) in den Mund und hinterher ein Loeffel Saegemehl. Ich wuerde ja gerne auf das Saegemehl verzichten, aber das laesst Charles nicht zu. Er schiebt mir immer wieder den Napf mit dem staubigen, gelben Zeug herueber. Wir sind satt, als eine Platte mit Kaese, Salami, Oliven und Palmitos aufgetafelt wird. Wir sind pappsatt als der Hauptgang, naemlich Fischfilet, Reis, Salat und Sossen aufgetischt wird. „Dessert?“, fragt Charles ernsthaft. „Bitte, bitte kein Dessert mehr“, betteln wir.

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9.00 Uhr, puenktlich stehen wir beim Zoll im Buero. Die geben ihr Bestes, haben aber ebenfalls Probleme mit dem System. Bis 14.00 Uhr wollen Sie eine Loesung haben. Mhhh, heute ist Freitag. 15.00 Uhr schliessen die Behoerden. Ob das klappt? „Komm lass uns zur Aequatorlinie gehen“, versuche ich Andreas abzulenken. Bei unserem Flug hierher sind wir zum zweiten Mal waehrend unserer Tour ueber die Aequatorlinie geflogen. Dieses Mal von der Sued- auf die Nordhalbkugel. „Wir sind der Mittelpunkt der Welt“ erzaehlen die Leute hier voller Stolz. Das Denkmal selbst ist nicht besonders attraktiv, aber hier stehe ich nun mit einem Bein auf der Nord- und mit dem anderen auf der Suedhalbkugel. An einem einzigen Tag im Jahr steht die Sonne genau mittig auf der Aequatorlinie und scheint dann durch das Loch im Monument. Dieser Tag wird mit vielen Festlichkeiten zelebriert. In Ecuador haben wir ja schon eine Menge ueber das Ei, den Verlauf des Wassers und die Beeinflussung der Kraefte gelernt. Hier in Macapa gibt es ein Fussballstadion und die Mittellinie befindet sich exakt auf der Aequatorlinie. Das heisst ein Spielfeld ist auf der Sued- das andere auf der Nordhalbkugel. Ein bisschen unfair finde ich, denn es ist bewiesen das man auf der Nordhalbkugel mehr Kraft besitzt. Auch die Zufahrtsstrasse ist so gebaut, dass eine Fahrspur auf der Nord- und die andere auf der Suedhaelfte liegt.Doreen richtet unser Haeuschen her

Doreen richtet unser Haeuschen her

Ein anderes Phaenomen birgt der Amazonas. Im Februar – Maerz rollt eine Riesenwelle, mit einer Hoehe von bis zu 5 Metern, den Amazonaz hinauf. Nach der Sprache der Ureinwohner wird das Grollen, welches die Welle ankuendigt, Pororoca gannnt, Wasserdonnerlaerm. Diese Welle ist bei Surfern sehr populaer. Der Brasilianer Picuruta Salazar konnte 37 Minuten lang mit der Welle surfen, dabei legte er mehr als 12 Kilometer zurück.

14.00 Uhr, wieder beim Zoll. Wir muessen warten. Der Chef ist noch nicht vom Mittag zurueck. Ist das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Immer diese Warterei, das macht einen ganz verrueckt. 15.00 Uhr man vertroestet uns. 16.00 Uhr, jetzt empfaengt uns der Chef. Ich schaue in sein Gesicht. Seine Miene verraet nichts. Er checkt sein Postfach. Oh endlich, die so sehnlichst erwartete e-mail von der ANAC ist da. „OK, wenn ihr also in Oiapoque seid, fragt nach Valter. Nur nach Valter. Das ist mein Mann. Der gibt euch die Zollpapiere. Falls es irgendwelche Probleme gibt, mit dem Flugplan oder etwas anderes, sagt Valter bescheid und der informiert mich. Ich kann von zu Hause aus das System oeffnen.“ „Aha“,denke ich. Wir sausen zum Flughafen, die Kollegen von Operation warten schon. 1. Flugplan Amapa – fertig, 2. Flugplan Oiapoque – fertig, und weil ja heute Freitag ist Flugplan Nr. 3 Franz. Guyana – fertig. Beten, Knopf gedrueckt und ja alles drin im System.Alter Zeppelinhanger, findet Ihr Gunther?

Alter Zeppelinhanger, findet Ihr Gunther?

Dunst, schlechte Sicht, sehr hohe Luftfeuchte. Unter uns weiterhin dichter Dschungel. Wir fliegen in 1200ft und sind froh auf keine von Charles Optionen zurueckgreifen zu muessen. Wir naehern uns unserem Ziel, Amapa. Der Flughafen ist ein ehemaliger Militaerflughafen aus dem 2. Weltkrieg. Es handelt sich um eine Militaerbasis der Amerikaner und eine Auftankstation fuer Zeppeline. Derzeit ist es ein Museeum, besser gesagt verfallene Ruinen. Der Flughafen ist geschlossen, aber die Piste soll ok sein. Ich sehe riesige Rauschschwaden vor uns. Dicker fetter grauer Qualm. Ein Feuer. Oh nein, das ist doch nicht etwa der Flughafen, der dort brennt, oder? Wir naehern uns. Links von der Landebahn brennen die Wiesen, Felder und Buesche. Die Flammen schlagen schon ueber die Landebahn hinweg. Ich denke noch, ne hier werden wir doch wohl nicht landen! Da geht es schon runter. „Also hier bleibe ich ja wohl nicht!“, der Rauch brennt in meinen Augen und ich kriege kaum Luft. Doch Andreas will allen Ernstes hier bleiben. „Dann parken wir aber am anderen Ende der Startbahn, weit weg von den Flammen!“ Doch Andreas will unbedingt zu dem Museeumshanger, dort wo frueher die Zeppeline standen. „Schnuddelbacke, die Flammen kommen nicht bis hierher,“ meint er. Mag sein, aber diese Hitze!

4.30 Uhr. Der Kampf gegen die Moskitos und die Uhr beginnt. Die Sicht bleibt dunstig, aber wir erreichen Oiapoque. Der letzte Ort in Brasilien, bevor wir Franzoesisch Guyana erreichen!

Eure Trike Globetrotter

Doreen

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